Blog: VDS Special - Die wundersame Sprachwelt der DeGe

  Klarstellung - bitte einmal lesen!

<= Nur Headlines anzeigen Alle Texte anzeigen =>

  05.10.2011 - Vermischtes:   Pickelhaubensprache, Dove c’è musica, missglückte Wutbürger,
                                                       Google, Verschwörungstheorie ...
... und überhaupt: vom Höppsken aufs Stöcksken
(auch wenn Sie dies nicht verstehen: das ist westfälisches Deutsch, nicht Denglisch ;)

Eigentlich wollte ich nur erforschen, ob Deutsch wirklich die "schönste Sprache der Welt" ist und warum nicht. Geschmackssache? Jein.
Objektiver lässt sich folgendes beurteilen: Ist Deutsch eine weiche Sprache? Nein, ist es nicht.
Wenn Jane und Jim in D'land zu den Artikulationsmonstern Tschäin und Tschimm mutieren und LA mittels Glottalverschluss (Ell Äi statt Elläi) zerhackt wird wie ein Kettensägenmassakeropfer, sollte eigentlich Amnesty International oder zumindest das Jugendamt einschreiten!
Nun muss man 'weich' nicht mit 'schön' gleichsetzen. Wer Pickelhauben sympathischer findet als Baskenmützen, darf also sein germanozentrisches Weltbild weiterhin pflegen und deutsche Härte als wunderschön empfinden.

Hilfreich dabei ist - neben größtmöglicher Unkenntnis anderer Sprachen - auch eine gewisse musische Minderbegabung. Wer Satzmelodie für überflüssigen Tand hält, ist mit Deutsch gut bedient. Wer Ohren hat zu hören, der merkt schnell, dass es im Vergleich zu dt. Muttersprachlern irgendwie freundlicher klingt, wenn ein Däne deutsch (oder dänisch) spricht. 'Englisches Englisch' ist ebenfalls viel melodischer als das Deutsche (dessen Einfluss beim AE wohl zu groß war).



Wenn dann noch ein italienischer Barde in einem zweiwortigen Einwurf ("troppo bello", YouTube-Video) mehr Melodik unterbringt als deutsche Schlagerfuzzis im ganzen Song und die Background-Sängerinnen diesen engelsgleich aufgreifen, geht einem das Herz auf.



Apropos: Das oben erwähnte Los Angeles ist natürlich ein Hispanismus und heißt ja eigentlich 'Die Engel'. Womit wir mal wieder bei der Frage wären, ob Eigennamen, Produktbezeichnungen und sonstige Begriffe übersetzt werden sollten - und worin sie sich eigentlich unterscheiden.

Vermutlich würden selbst VDS-Fundis Eros Ramazzotti nicht Liebesgott Magenbitter nennen. (Obwohl ... viel schlimmer als Gotthilf Fischer klingt's auch nicht.) Warum aber verhunzen (!) die Übersetzungs-Wutbürger Übersetzungswut-Bürger Produktnamen wie Internet Explorer gnadenlos zu "Netznavigator"? Oder iPod zu "tragbarer Musikspieler"? Herr, schmeiß gedankliche Konsequenz vom Himmel! Und ein iPad gleich hinterher; das kennen die Sprach-Inquisitoren noch nicht.

Grundsätzlich ist die Unterscheidung zwischen Name, Bezeichnung, Begriff eine nutzlose Überdifferenzierung. Das zugehörige Verb schert problemlos alles über einen Kamm. Es heißt in jedem Fall 'heißen' (Ich heiße Michael. Wie heißt Blumentopf auf englisch?). Wenn also jemand seine Erfindung myThing nennt, dann heißt das eben so. Punkt, aus, basta.

Die Amis haben doch den Diesel, die Bratwurst und das Sauerkraut auch nicht umgetauft. Bei Fressalien funktionieren die Originalnamen generell prima, von den wahren Internationalismen ganz zu schweigen. Wozu also die Übersetzungswut auf anderen Gebieten? Ich bleibe dabei: Übersetzen macht nur bei Flüssen Sinn!


Und was hat das jetzt mit Google zu tun? Eigentlich nichts - wenn ich nicht im Vorfeld
deutsch "weiche sprache" vds
gesucht hätte. OK, der VDS erscheint zunächst nicht - wohl aber werden Videos gefunden und eingefettet. V.d..s - ja klar! 'Fehlertoleranz' als Mittel zur Selbstzerstörung der einstmals besten Suchmaschine. :((

Mittlerweile muss man hinter vielen Suchbegriffen drei Stopwords eingeben, die aufgrund des gemeinsamen lateinischen Alphabets angeblich 'ähnlich' sind. Ganz gruselig: Sobald man mit einer dt. IP-Adresse etwas Undeutsches sucht, wird man erbarmungslos auf den rechten deutschen Weg gewiesen nach dem Schema:

brandweer (nl.) - Meinten Sie Branntwein?

Oder man bekommt sofort die Ergebnisse für Branntwein. GRRR! Zwar ist nun gerade dieses Beispiel erfunden - der Vorführeffekt tat sein Bestes. Trotzdem keimt in mir ein grauenhafter Verdacht: Hat etwa der VDS Google gekauft? Irgendwie traue ich es den Zwangsverdeutschern glatt zu. Oder ist diese Ver­schwörungs­theorie­anfällig­keit nur eine Nachwirkung meines Sprachnörgel-Selbstversuchs (s. voriger Beitrag)? Mer wases net ...
(auch wenn Sie dies nicht verstehen: das ist hessisches Deutsch, nicht Denglisch ;)

Hirndump Ende.

  06.09.2011 - Special:           How to Be a Sprachnörgler - ein Selbstversuch
Fragen Sie sich auch manchmal oder nicht immer, aber immer öfter: Was mag wohl in einem Sprachnörgler vor sich gehen? Wie fühlt man sich bei einer derart sinnentleerten Tätigkeit? Neulich hielt mir so ein Zeitgenosse einen Zettel unter die Nase:
Der Gefangene floh
Der gefangene Floh
Wenn man da bei der Groß-Kleinschreibung pfusche, wie es heutzutage leider üblich sei, werde der Sinn jeweils total verfälscht. Die Genauigkeit der Sprache gehe vor die Hunde, nörgelte er mit vehementer Vehemenz. Keine Rede davon, dass niemand solche Sätze bzw. Satzfragmente im luftleeren Raum schreibt. Mit minimalem Kontext, z.B.:
der gefangene floh verendete.
der gefangene floh aus alcatraz.
ist beides trotz konsequenter Kleinschreibung eindeutig. Erzeugt das Nörgeln um des Nörgelns Willen etwa einen besonderen Endorphin-Schub? Oder was soll das???

Auf der Suche nach Antworten werde ich hier und jetzt im Dienste der Sprachnörglerwissenschaft einen riskanten, heroischen Selbstversuch wagen und mal so richtig sprachnörgeln - nicht über Rechtschreibung, sondern "falsches Englisch". Ein bisschen mulmig ist mir zwar - egal, los gehts!

Ich mag Peter Maffay nicht sonderlich. Aber seitdem er vom Philharmonic Volkswagen Orchestra begleitet wird, tut er mir leid.

Durch diese pseudo-englische, aufgeblähte Bezeichnung werden doch zwei Drittel aller Deutschen vom Verständnis ausgeschlossen! Wer sieht, wie ein altes Mütterchen, das gern zu Maffay möchte, ratlos vor einem Plakat steht und irritiert-verschüchtert murmelt: "Volkswagen kenne ich; kam ja kurz nach dem Volksempfänger. Aber was mag nur Philharmonic und Orchestra heißen?", der merkt: Hier stimmt was nicht in unserem Lande!

Schlimmer noch: Englische Muttersprachler lachen sich kaputt über diesen hilflosen Anbiederungsversuch amerikahöriger Sprachpanscher. Ein Orchester bestehend aus einem philharmonischen Volkswagen? Was soll das sein? Ist da der Ölpeilstab zum Taktstock umfunktioniert? Muss man das Auto vorm Losfahren erst auf Kammerton A stimmen? Gehört ein Paukist auf dem Rücksitz zur Serienausstattung?

Volkswagen Philharmonic Orchestra - so wäre es richtig und auch im Ausland verständlich; vgl.
Royal Philharmonic Orchestra und Boston Symphony Orchestra. Besser noch in reinstem Deutsch: Philharmonisches Volkswagen-Orchester. So hätte es Luther genannt, um sodann deutschverbales Kulturgut wie 'Philharmonie' und 'Orchester' im KdF-Wagen nach Griechenland zu exportieren!

Hier brauchen wir kein Deppenleerzeichen zwischen den Substantiven, und die Wortstellung in unserer Muttersprache ist so phantastisch, dass Deutsch allein dadurch allen anderen Sprachen überlegen ist. Wie eingeschränkt, unflexibel und undifferenziert ist doch demgegenüber das Englische, wo Electric Light Orchestra etwas völlig anderes bedeutet als Light Electric Orchestra!
Wahrlich eine Schimpansensprache für Glühbirnenverkäufer!


Puuuh! Tja, wie habe ich mich beim Nörgeln gefühlt? Irgendwie benebelt. Ziemlich schizophren. Denn natürlich weiß ich, dass jeder den Orchesternamen richtig versteht - mit ein bisschen gutem Willen sogar Anglos. Wenn nicht - so what? Und natürlich ist die Wort- oder Satzstellung im Deutschen einfach nur chaotisch, während im Englischen zusammenbleibt, was zusammengehört, in diesem Fall Philharmonic Orchestra.
Vor allem aber kam ich mir reichlich albern vor. Insofern ist das Experiment wohl als gescheitert zu betrachten, denn echte Nörgler nehmen sich und ihre kuriose Sprachauffassung ja tatsächlich ernst.

Fazit:
Sprachnörgeln? Kann man machen - muss man aber nicht. Nein, wirklich nicht!


Disclaimer:
Bei den im Nörgelselbstversuch verwendeten Formulierungen, Wahnvorstellungen und Verbalinjurien ist eine Ähnlichkeit oder Übereinstimmung mit realen Sprachnörgler-Formulierungen, -Wahnvorstellungen und
-Verbalinjurien rein zufällig beabsichtigt.


  23.08.2011 - Exemplarisch: INDEX reloaded
Soviel Spaß es auch macht (? bereitet? ergibt?), das VDS-Random-Wörterbuch mittels des Italianismen-INDEX zu veralbern - an die Qualität der Original-Realsatire reicht man einfach nicht heran, siehe auch hier.
Ein besonderes Prachtexemplar findet man mit dem Suchbegriff Pop. Allerdings werfen die Einträge ein paar klitzekleine Fragen auf:


  • "Popp"? WHEW! Neue Rechtschreibung? Kann man machen - aber zu 'poppulär' hat es
    erkenntnistheoretisch schon nicht mehr gereicht. Immerhin ist hier noch alles im grünen Bereich.
  • "pop art"  3  Popkunst???
  • "pop music": OK, Popmusik. Nie wäre man ohne INDEX darauf gekommen.
    Aber Michael Jackson der König des Schlagers? Und Jürgen Drews der King of Pop? Hmmm ...
  • "englische Lautung" vs. "d.A.", was mutmaßlich 'deutsche Aussprache' heißen soll. Abgesehen davon,
    dass man eine einheitliche Gliederungsgrundlage unmöglich über eine halbe Zeile durchhalten kann:
    Ganz genial und total hilfreich - um einen Anglizismenindex aufzublähen! Mein Vorschlag:
     index (englische Lautung)   3   Index (d.A.).

  • "Puffmais": Okaaayyy ... zum Glück gibt es im Englischen nicht den Begriff pop mother.
  • "Popcornfilm 2  ": Film ist ein Anglizismus, wenn auch in der schlichten Sprachnörgler-Gedankenwelt
    ein 'guter', weil älterer (und natürlich in der Schreibweise total eingedeutschter ;-)
    D.h., wieder einmal sind zwei Anglizismen nicht so "verdrängend" wie einer. Faszinierend ...

  • Man muss als INDEX-Befüller natürlich nicht wissen, was ein Popper ist oder besser: war. Denn diese überflüssige Jugendkultur ist seit ca. 1985 ausgestorben - mitsamt des Begriffs.
  • Umso putzwunderlicher sind die VDS-Bemühungen, in der Alltagssprache ausgestorbene Anglizismen wie Popper oder Dandy hier künstlich wiederzubeleben. Der VDS als Dr. Frankenstein des Sprachgebrauchs?
  • Ja, passt. Denn auch die angeblichen deutschen Entsprechungen "Geck" und "Salonlöwe" entstammen einem schätzungsweise 100 Jahre alten, längst ausgemusterten Vokabular. Damit lässt sich die Welt von heute (oder der 1980-er Jahre) natürlich besonders gut beschreiben.

  • Hoppla, deutsch in der linken Spalte: "poppig", der sonstigen Quelle English Dictionary unbekannt,
    total deutsch auszusprechen, zu deklinieren, zu benutzen und gegen Aufpreis auch entnehmbar
    (© Loriot, R.I.P.). Das einzig 'Undeutsche' daran: Vor 50 Jahren, als die Sprachwelt noch in Ordnung war, gab es das noch nicht. Wussten Sie übrigens, dass auch der VDS damals noch nicht existierte?
    Nur so von wegen Daseinsberechtigung ...

  • Nein, es ist überhaupt nicht albern, lateinische Wörter, die der Anglo ebenfalls benutzt, als Anglizismen zu deklarie bezeichnen. Und eine Bedeutungserweiterung wäre natürlich Frevel an der Sprache Luther's, die wir alle doch heute noch sprechen.
    Aber warum im Deutschen nicht Poppulation (s.o.)? Irgendwie muss man sich doch von diesen latino-anglistischen Sprachhunzern abgrenzen!

  • ???     ???

Fazit: Sie sind halt nicht von dieser Welt, unsere Sprachhelden. Beim Versuch, Tausende angeblicher Anglizismen in der dt. Sprache zu indizieren, schrecken sie vor nichts zurück. Aber könnten sie nicht trotz ihrer sprachzendentalen Entrückung ein winzig kleines Bisschen an gedanklicher Konsequenz walten lassen?
Wirklich nur ganz manchmal? Analog zu Deutschlands wenigster Kreditkarte?
P.S.: Warnung! Schauen Sie sich niemals die zum Kugeln komische, gnadenlos geistreiche, wahnsinnig witzige Karikatur unter den INDEX-Einträgen an! Sie werden ROFLYAO sich wegschmeißen vor Lachen und sich evtl. nie wiederfinden. Das wollen wir doch nicht!

  07.08.2011 - Grundsätzlich: 3. Sie lebt ... sie lebt nicht ... sie lebt ...
... oder auch: Rein in die Metapher, raus aus der Metapher.
"Sprache lebt."
Widerrede:
Dieses abgedroschene Klischee wird von arglosen Zeitgenossen benutzt, um die der deutschen Sprache aufgepfropften anglo-amerikanischen Brocken als Zeichen von Leben und natürlicher Entwicklung hinzustellen. Gleichzeitig lehnen sie Sprachpflege als lenkende Eingriffe in den Sprachgebrauch ab. (VDS-"Argumente")
Nun ja, die "Widerrede" zu "Sprache lebt" kann eigentlich nur heißen: Sprache lebt nicht. Jedoch:
Vereinsvorsitzender Prof. Dr. Walter Krämer "Deutsch lebt!" (PDF, Hervorhebung von mir)
Zwei Schlussfolgerungen aus diesen Statements des Vereins Geballte Inkonsequenz sind möglich:
1. Deutsch ist keine Sprache.
2. "Deutsch lebt!" ist zumindest ein abgedroschenes Klischee.

Da ich mir ziemlich sicher bin, dass Deutsch eine Sprache ist, bleibt eigentlich nur 2.
Nun müssen ja abgedroschene Klischees nicht zwangsläufig falsch sein. Lebt Sprache oder lebt sie nicht?
Ein kluger Philologe hat erklärt, es sei höchste Zeit, die Auffassung von der Sprache als eines natürlichen - d.h. lebendigen - Organismus so schnell wie möglich in die linguistische Mottenkiste zu tun. ...
Ein anderer, über die Grenzen Deutschlands berühmter Linguist sagte, dass Sprachen nicht wachsen wie Bäume. (Quelle s.o.)
Der "kluge Philologe" und der "berühmte Linguist" mögen mal wieder frei erfunden sein; sonst hätten sie wohl Namen. Aber aus biologischer Sicht lägen sie richtig: Sprache hat keinen Blutdruck, kann weder Eier legen noch schwanger werden und betreibt nicht einmal Photosynthese. Richtig, Sprache wächst nicht wie ein Baum.

Zwischenfazit: Sprache lebt nicht.
Warum aber werden dann dem Deutschen so viele Krankheiten angedichtet oder es gar mit einem verendenden Tier verglichen? Und warum vor allem phantasiert der begnadete Autor von "der deutschen Sprache aufgepfropften anglo-amerikanischen Brocken"? Ääähm ... wo pfropft man doch gleich etwas auf? Auf Bäume vielleicht? Nein, niemals. Was nicht wächst wie ein Baum, kann man nicht behandeln wie einen Baum. Naheliegendes
Zwischenfazit: Sprache ist eine Tabakpflanze, und Anglizismen sind aufgepfropfte Tomaten.
Im Ernst: Das grundsätzliche Problem scheint mir im gestörten Verhältnis von DeGe zu Metaphern zu liegen, vgl. "am Ende des Tages".

Dabei folgt Sprache doch den Grundsätzen der Evolution! Im 'Öko-System Sprache':
  • verschwindet Altes, das in der heutigen Umwelt keinen Sinn mehr macht
    (Dreschflegel, Lehensherr, Kranzgeld, Burgfräulein, Minnesänger, Zugochse, Bannbulle, Pferdedroschke ...)
  • entsteht Neues, setzt sich aber nicht durch, weil es sich der (globalisierten) Umwelt nicht anpasst
    ("Anglizismen-Index"-Krampfübersetzungen),
  • entsteht Neues, das in unserer Zeit zur Verständigung und Benennung erforderlich oder wenigstens nützlich ist, und setzt sich deshalb durch.
Und ja, dies gilt auch für Anglizismen.

Zwischenfazit: Sprache lebt - im evolutionären Sinne.
Sprachwandel ist m.E. durchaus mit genetischen Mutationen vergleichbar.
Sprachpflege als lenkende Eingriffe ...
... ließe sich in diesem Kontext mit gezielter Züchtung vergleichen. Dazu bedürfte es allerdings einer gewissen sprachlichen Sachverstandes. Die 'Qualifikation' von Sprachnörglern ist in zahlreichen Linguisten-Blogs beschrieben (z.B. 1, 2, 3).

Weiterhin zu bedenken: Vom Menschen gezüchtete Tiere wären in freier Wildbahn größtenteils nicht überlebensfähig. Auch deshalb bleiben Sprach(qual)züchtungen aus Genlaboren wie dem 'Anglizismen-Index' brav in ihren Sprachnörgler-Reservaten (PDF).


Exkurs:
Suchen Sie mal im im o.a. PDF-Pamphlet nach Brain Sustain! Aber wundern Sie sich nicht, wie ein VDS-'Sprachexperte' englische Wörter willkürlich als Verben / Adjektive qualifiziert und offensichtlich den Unterschied zwischen ganzen Sätzen (Subjekt - Verb - Objekt) und Schlagwörtern / Markennamen nicht begreift.

Lerneffekt: Was in North Carolina (USA) richtiges Englisch ist, ist in D'land falsches Englisch. Das leuchtet mir total ein. Aber wie bitte verstehe (Verb) ich diese angebliche Regel (Objekt): deutsche(n) Abfolge „Objekt – Verb“?

Soviel zur sprachlichen Qualifikation. Zum Glück gibt es Pillen gegen solche Anwandlungen.
Selbst wenn Brain Sustain wirklich falsches Englisch wäre: so what? Menschen, die wo nur Deutsch sprechen, werden auch ein bisschen incorrekt Inglish verkraften.

Noch ein Indiz: Der VDS, Gayle Tufts (YouTube) und auch meine Wenigkeit lieben doch die deutsche Sprache! Und wir sind doch nicht allesamt nekrophil, oder?
Fazit:
Sprache lebt. Das ist eine Metapher und kein abgedroschenes Klischee. Der Große Vorsitzende hat Recht: Auch Deutsch lebt! Nur gibt er nicht zu, dass Denglisch zu Deutsch gehört wie Äste zum Baum Flossen zum Quastenflosser (lange totgesagt, aber quicklebendig). Für Vereine, die an der zersetzenden Krankheit 'Uneinigkeit in zentralen Fragen' leiden, hält die deutsche Sprache übrigens ein Heilmittel bereit:
Corporate Identity.
P.S.: Eine eindeutigere Meinung hat der VDS zur Elektrizität: "Strom lebt" findet man gut. Na dann ...

  20.07.2011 - Reingesurft:    Mathematik nach Art des VDS Bremerhaven
Da die Bundes-VDS-Prawda in letzter Zeit wenig Sensationelles über die einzig wahre deutsche Sprache enthüllt, surft man gern mal wieder durch die Sites der Gau Regionalverbände - und wird beim VDS Bremerhaven prompt fündig:



Uups! Sollte die verwegene Behauptung, (D)englisch sei i.d.R. kürzer als VDS-Deutsch, für Biker nicht gelten? Ist wirklich das Geländerad "mit drei Silben gleich lang" wie Mountainbike? Obwohl Mathematik nicht meine starke Seite ist, galt es doch, diese These in einer aufwändigen Forschungsreihe zu verifizieren:

Gesprochene Silben: Moun tain bike
Silbenzählung: 1 2 3

Aha! Mountainbike besteht in der Tat aus drei Silben - eine notwendige Bedingung, damit ein anderes dreisilbiges Wort silbentechnisch gleich lang ist. Aber sollte nicht dieses andere dreisilbige Wort - also wenn man ganz pedantisch ist - i.d.R. tunlichst ebenfalls aus drei Silben bestehen?

Gesprochene Silben: Ge län de
Silbenzählung: 1 2 3

Hoppala! Ende Gelände! Da muss bei der Evaluation noch etwas am Rad gedreht werden.

Gesprochene Silben: Ge län de rad
Silbenzählung: 1 2 3 4

Sodele! Jetzt haben wir das deutsche Rad neu erfunden - leider auf Kosten einer zusätzlichen, vierten Silbe.

Fazit:
Entweder (liebe Kinder, bitte nicht nachmachen!): 3 = 4.
Oder: VDS-Mitglieder können bis drei zählen. Das war die gute Nachricht ...
BTW: Ich konnte den VDS Bremerhaven leider nicht auf diese kleine Unstimmigkeit hinweisen, denn in der oberen Navi-Leiste steht lediglich "Kontact". Solch finsterstes Denglisch verstehe ich als Deutscher natürlich nicht.
  20.06.2011 - Aching NewsDer heimtückischste aller Anglizismen
Sprachnörgler jedweder Couleur (Grüße nach Berlin ;) diskutieren ja gern um des Kaisers Bart in Gestalt deutscher Redewendungen wie 'das macht Sinn'. Ob dies nun eine wörtliche Übersetzung von this makes sense oder eine urdeutsch-eigenständige Kreation ist oder ob auf Borneo ein Blatt am Baume baumelt - natürlich macht diese Diskussion keinen Sinn.

Immerhin jedoch kann jemand, der das Gras wachsen hört, auch diesen angeblichen Anglizismus noch als solchen entlarven. Wieviel heimtückischer ist demgegenüber ein anglizistischer Wolf im Original-Schafspelz eines deutschen Wortes, zumal er tausendmal häufiger auftritt und unsere Muttersprache täglich millionenfach dahinmeuchelt? Kaum jemand, nicht einmal der VDS, hat ihn bisher bemerkt - aber Denglisch 4ever! ist auf der Hut!

Sie wissen immer noch nicht, worum es eigentlich geht? Dabei sind auch Sie diesem tückischen Agenten des Sprachimperialismus gerade eben wieder zum Opfer gefallen! Lesen Sie nochmal die erste Zeile:
"... Bart in Gestalt ...". Na, dämmert's jetzt? Es handelt sich bei diesem in keineswegs um die gute alte deutsche Präposition, als die es sich tarnt, sondern vielmehr um einen angloamerikanischen Usurpator, welcher längst das deutsche in verdrängt hat. Bloß fällt das eben keinen auf, da es sich nicht um eine bloße
1:1-Übersetzung handelt, sondern um ein veritables Klonwort.

Und doch gibt es gewaltige Unterschiede im vermeintlich Gleichen:
Spiegelte das deutsche in noch bis ca. 1985 die tiefschürfende Gedankenwelt von Geistesgrößen wie Kant, Hegel und Schopenhauer wider, symbolisiert das angloamerikanische in auf seinem Verdrängungs-Siegeszug das intellektuelle Niveau eines M. Tyson, einer L. Lohan oder maximal eines Hamburgers. Das ist der endgültige Untergang der deutschen Kultur! Aber auf mich hört ja wieder keiner.

Soviel zur guten Nachricht. Der Alptraum beginnt hier: Berlin, Sinn, eine, keinen, Original, dahinmeuchelt, meiner, keineswegs, vermeintlich, seinem, intellektuelle, beginnt ...
Der Parasit hat sich bereits in den Eingeweiden unserer schönen deutschen Wörten eingenistet.
Da ist wohl Hopfen und Malz verloren - und schon ist man vergleichsweise dankbar für eine klar erkennbare Lehnübersetzung, in diesem Falle von hops and malt! Verbieten müsste man sie natürlich trotzdem.

 Surftipp
  11.06.2011 - Exemplarisch: Der Kreuzzug gegen den '
Ein veritabler Kreuzzug auf immerhin ca. 160.000 Webseiten wogegen? Genau, gegen ein unscheinbares Häkchen, das von Sprach-Hasspredigern gern "Deppen-" oder "Idiotenapostroph" genannt wird, weil es gemäß deren Aufregungsbedarfs-Doktrin meist "falsch" verwendet wird.

Nun können unscheinbare Schriftzeichen durchaus gravierende Bedeutungsunterschiede genererieren:
1. Der Sohn erbt das Haus, nicht aber die Tochter.
2. Der Sohn erbt das Haus nicht, aber die Tochter.
Beim Apostroph treten solche Effekte i.d.R. nicht auf. Es ist sowas von sch...egal, ob man Özgürs Dönerbude oder Özgür's Dönerbude schreibt. Die Information bleibt 100%ig dieselbe, und das Kebab schmeckt genauso.

Es ist doch kein Naturgesetz, dass beim Genitiv kein Apostroph stehen darf! Es ist lediglich bei einer Rechtschreibreform zu Kaiser Willi's Zeiten so beschlossen worden - m.W. gleichzeitig mit der schwachsinnigen Regel, dass man im Deutschen K zu schreiben habe, wo fast alle anderen Sprachen ein C verwenden (Kalifornien). Man grenzte sich halt damals wie heute sprachlich gern ab.

Noch 1880 stand jedenfalls im Duden:
Bei Eigennamen ist es nicht erforderlich, das s des Genitivs durch einen Apostroph abzutrennen;
(Quelle: FAQL.de)
"Nicht erforderlich" heißt "aber durchaus üblich und keineswegs verboten". Heute steht im Duden etwas anderes. Na und?

Der Duden richtet sich nach dem allgemeinen Sprachgebrauch, nicht umgekehrt.

Exkurs:
Sogar allgemein Ungebräuchliches wie das Rudelgucken, Sprachnormalos als Public Viewing bekannt, wird aufgenommen. Der Duden kann also kaum als das Maß aller Dinge gelten.
(Meine Assoziationen zum "Rudelgucken" verschweige ich wohlweislich; sonst käme gleich wieder die "Nazi-Vergleich"-Kelle.)

Etwas anders liegt der Fall beim Plural-Apostroph. Die Sprachalien's kommen ist rechtschreibtechnisch sinnlos, weil den visuellen Unterschied zum Genitiv wieder aufhebend, und kommt so in keiner mir bekannten Sprache vor. Den Untergang der deutschen Kultur wird jedoch auch dieses Häkchen nicht herbeiführen können. Man stutzt kurz beim Lesen ... und versteht den Satz dennoch richtig, denn es gibt nur eine mögliche Interpretation.

Zurück zum Genitiv: Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie diese Klippe einfach umschiffen. Schreiben Sie doch: dem Özgür seine Dönerbude! Dass der Dativ dem Genitiv sein Tod ist, ist ja mittlerweile quasi-amtlich. Wie - das finden Sie nicht schön? Dann kennen Sie die Fußball-Legende Horst Hrubesch nicht:

Da hab ich gedacht, da tu ich ihn ihm rein in ihn ihm sein Tor.
Tja, wahre deutsche Sprachkultur kommt tatsächlich ohne Apostrophen aus.
Aber nur die Ruhe: Es handelt sich lediglich um eine Übergangslösung!

Ich wette, in 5 - 10 Jahren ist der Deppenapostroph auch laut Duden erlaubt. Dann müssen sich die Sprachpolizisten ein neues Betätigungsfeld suchen. Das könnte sich schwierig gestalten, denn:
  • Rentner, die jeden Falschparker anzeigen, auch wenn der definitiv niemanden behindert,
  • Schrebergärtner, die wegen 'ortsunüblicher Bepflanzung' des Nachbargartens beim Ordnungsamt anrufen,
  • fanatische Nichtraucher, die einen 405 km (Luftlinie!) entfernt paffenden Altbundeskanzler kriminalisieren,
gibt es ja schon.

Immerhin bleiben noch so spannende Themen wie Strafanzeigen gegen Bemühungen um die Verkehrs Sicherheit. Und damit wären wir schon beim Deppen Leerzeichen, aber das ist ein anderes und weit komplexeres Thema ...
Fazit:
1. Nichts gegen den Sächsischen Genitiv! Sachsen gehört nun mal zu Deutschland! ;-)
2. Wo wir schon bei Fußballern waren:
beati pauperes spiritu quia ipsorum est regnum coelorum (Matthäus, 5, 3 ;-)
  22.05.2011 - Reingesurft:    Arien für Veterinäre und Ducky's nächster Einsatz
Kommen wir zu Edda Moser. Hätte es die Desperate Housewives 1787 schon gegeben, so hätten sie sich angehört. (Quelle)
... die jedoch nie in jene Hysterie ausartet, die uns Edda Moser in der Maazel-Einspielung bietet.
(Quelle s.o.)
Eijeijeijeijei! Noch so'n schräger Vergleich des Kommunikationswerkzeugs 'Sprache' mit schutzbedürftigen Lebewesen, vgl. diese. Würde sich doch die Hysterie aufs Gesangliche beschränken! Jedenfalls kommen folgende Fragen auf:

1. Was meint Frau Moser mit "unsere Sprache"? Vielleicht Schallereignisse der Art, die sie z.B. in diesem YouTube-Clip emittiert? Wohl nicht, denn ich kann in diesem Gequieke schlecht artikulierten Hochfrequenzgesang beim besten Willen keine mir bekannte Sprache identifizieren. Eher hört es sich an, als ob die Vokalistin höchstselbst verendet. Gehen wir aufgrund des VDS-Kontexts von 'Deutsch' aus ...

2. Über welche Bühnen schwadroniert Frau Moser hier? Als mein Auto neulich auf der Hebebühne stand, ist jedenfalls keine Sprache, sondern nur der hintere Auspufftopf verendet (an chronischem Rostbefall nach Sterbehilfe durchs Fachpersonal). Nun liegt es bei ihrem Background nahe, dass eher Opern- und 'klassische' Konzertbühnen gemeint sind.

3. In welchen Sprachen wurde auf diesen ursprünglich gesungen? Italienisch bzw. lateinisch, vgl. diesen Auszug aus dem Moser-Repertoire. Erst später wurden Libretti und Liedtexte in deutscher Sprache verfasst; letztere veranfangte also zunächst mal. Dabei ist es bis heute geblieben; Opern oder sonstige Werke der sog. klassischen Musik in gepflegtem Denglisch sucht man leider vergebens, obwohl der (falsche) Begriff E-Musik irgendwie der E-Mail ähnelt - finden Sie nicht auch?

Vielleicht ist an dem mystisch-melodramatischen Statement der Gesangsakrobatin aber doch was dran. Deshalb sollten IMHO Opern sicherheitshalber nur noch im Beisein eines Amtstierarztes aufgeführt werden und etwaige Sprachkadaver zwecks Beweissicherung noch auf der Bühne an den NCIS übergeben werden! Mit Ziva, Tony und Abby käme jedenfalls mal etwas Leben in die öden, auch von meinen Steuern subventionierten Kulturtempel. Und Ducky würde unfehlbar diagnostizieren: 'Vom VDS totgeredet'.

  19.04.2011 - Exemplarisch: Ganz ohne Denglisch ...

... lässt sich die Sprache Goethes und Schillers ohne weiteres zugrunderichten.

Verbuchen wir die Fehler Eigenwilligkeiten in Orthographie und Interpunktion (von mir markiert) mal unter 'dichterische Freiheit', versmaß- und reimtechnisches Chaos Unebenheiten unter 'modern' und den Inhalt unter
'Sorry, John & Fred, aber im 21. Jhdt. ist es tatsächlich erlaubt, grottige ... ähm ... solche Lyrik ins Netz upzuloaden'.

Dass 'Sprachschützer' Denglisch hassen, weil sie schon mit ihrer Kindheits-Muttersprache über Gebühr zu kämpfen haben, sollte ja mittlerweile ein offenes Geheimnis sein.

Aber halt! Warum eigentlich ist dieses Meisterwerk der Poesie mittels exzessiven Zeilenabstands so "aufgebläht"?
Ein Wink mit dem Zaunpfahl? Sollte man behufs werkgerechter Interpretation zwischen den Zeilen lesen? Symbolisiert die Leere die wirkliche Botschaft?

Just in diesem Moment drängt sich einem der Running Gag des Küchenkreuzworträtslers vom 'Sechserpack' (Sat1) auf:
"Ja, das macht natürlich Sinn!".


P.S.: Wie man auch als Dichterfürst in spe vergleichsweise hochwertige Gedichte verfassen kann, ist hier beschrieben.
  04.04.2011 - Reingesurft:    Der VDS fragt - Denglisch 4ever! antwortet


Logische Antwort auf eine rhetorische Frage: Ja ;-p
  04.04.2011 - Exemplarisch: Argumente im Argen und Pulverdampf im Sprachkampf
1. Zugegegen, ich schreibe hier soviel, um mich vor der hirnschweißtreibenden Fertigstellung meiner (Sprach-)Geschichte zu drücken. Trotzdem wird jene demnächst (aber wann?) erscheinen.
2. Andererseits gibt es aber schriftliche Absonderungen zum Thema Denglisch, die einen förmlich anflehen: Bitte hau drauf! Wer kann da als hilfsbereiter Mensch schon nein sagen? Also sei es - aus welchem Grund auch immer ...


Wenn es eine Steigerung von 'Wir haben beide Sorten: schräg und falsch!' gibt, dann wohl diese hier:
IL. "Es gibt überhaupt keine überflüssigen Wörter, also auch keine überflüssigen Anglizismen im Deutschen."
Die Aussage an sich ist als sinngemäßes Zitat der herrschenden Meinung natürlich völlig korrekt.
Aber schon die Nummerierung der "Argumente" ist bloßes bildungsbürgerliches "Imponiergehabe" mit der Wirkung, dass "große Teile der Bevölkerung vom Verständnis ausgeschlossen werden".

Ich verwette Haus und Hof darauf, dass Sale von mehr Bundesbürgern verstanden wird als IL.
Kommt der Beitrag aus Illinois? Oder sollte da korrekterweise XLIX. bzw. XLVIIII. als römische Ordnungszahl stehen? Warum nicht schlicht 49.? Weil man bei diesen 'arabischen' Zahlen nie so ganz weiß, ob sie nicht doch unterm sarrazinistischen Kopftuch islamistisches Gedankengut in die christlich-abendländische Kultur einschleusen?
Anglizismen erscheinen ihren Nutzern sicher nicht überflüssig, doch machen sie deutsche Wörter und Sprachbilder allmählich „überflüssig“. Die Folge ist, dass unsere an Bildern so reiche Sprache verarmt und der Sprachfluss austrocknet.
Schon hier sind in der Tat sämtliche deutschen Wörter überflüssig.
Mangels Anglizismen könnte nun der Verdacht aufkommen, dies liege evtl. u.U. ggfs. am transportierten Inhalt.
Die Anreicherung der deutschen Sprache durch Anglizismen wird diesen Verlust an bildhaftem Ausdruckspotential niemals aufwiegen können. ...
Das stimmt! Ein Verlust, den es nicht gibt, kann niemals aufgewogen werden. Der Rest des Absatzes ist von nachgerade erstaunlicher Sinnhaftigkeit. Aber der Anfall geht schnell vorbei:
„Den Nagel auf den Kopf treffen“, „Jemandem nicht das Wasser reichen können“; „Etwas in trockene Tücher bringen“: Wenn einzelne Bestandteile solcher Ausdrücke oder Wortbilder durch Anglizismen ersetzt werden, drohen nicht nur die ersetzten Wörter verloren zu gehen, sondern auch die Bilder samt Aussage,
Hääh? „Den Nagel auf den Kopf treffen“ ist gem. der DeGe-Sprachlehre ein Anglizismus (s. hier), denn das gibt es wortwörtlich auch im Englischen: to hit the nail on the head. Nun könnte man iterativ jedes deutsche Wort durch sein englisches Pendant (Anglizismus?) ersetzen. Aber verflixt und zugenäht, es will partout das Bild samt Aussage nicht verloren gehen! Was läuft hier falsch?

Für die andern beiden Redewendungen gibt es keine wörtliche Entsprechung im Englischen. So what? „Jemandem nicht das Water reichen können“ oder „Something in dry Tücher bringen“ würde am Bild ebenfalls rein gar nichts ändern, wenn denn solche "Anglizismen" jemals so verwendet würden.


BTW: Die englische Sprache mit all ihren idioms ist wohl mindestens so bildhaft wie die deutsche. It's raining cats and dogs! Da kommt wenigstens ordentlich was runter! Das saft- und kraftlose 'Es regnet Bindfäden' würde ein hartgesottener Schotte oder Waliser vermutlich als Dürreperiode interpretieren.

Weiter im Text (na klar doch, ein mutmaßlicher Anglizismus):
Dasselbe gilt für scheinbar harmlose, aber situativ hochwertige Wortspielereien (verbesser/verwässern; fruchtbar/furchtbar; aufbahren/aufbewahren usw.)
Um Himmels Willi! Mal abgesehen davon, dass ich persönlich "verbesser" zu 'verbessern' verwässern, äh verbessern würde ...
... wenn das "hochwertige Wortspielereien" sein sollen, wie sehen dann im humorbefreiten DeGe-Universum mittelmäßige oder gar minderwertige Wortspielereien aus? Im realen Leben ist "fruchtbar/furchtbar" ein ordinärer Dreher. Auch "aufbahren/aufbewahren" fällt eindeutig in die Kategorie 'blöder Druckfehler', s. hier.


Let's talk about Wortwitz. Positivbeispiele:
Und dieses schöne Beispiel für den internationalen Einfluss des Deutschen wollen die
Fanatischen Vier von der Aktion Lebendiges Deutsch nun abschaffen, ... (A. Stefanowitsch)
Ja, es gibt köstliche deutsche Wortspiele. Und es gibt die englische Sprachkultur, in der mit puns sogar World Championships ausgetragen werden. Beispiele aus Today's Pun.:
Atheism is a non-prophet organization.
In a democracy it's your vote that counts. In feudalism it's your count that votes.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana.
She was only a whiskey maker, but he loved her still.


Zurück ins DeGe-Universum:
Sicher soll oder kann man niemandem vorschreiben, welche Wörter er oder sie im persönlichen für überflüssig zu halten habe.
Aber man kann als Serientäter versuchen, es auf dem Umweg übers Grundgesetz zu versuchen.
Wenn jemand in einer bestimmten Situation einen englischen Ausdruck für inhaltlich treffender als einen deutschen hält, so ist der aus seiner Sicht natürlich nicht „überflüssig“. Ein solcher Ausdruck wird aber kaum ein eigensprachliches Wort oder Sprachbild verdrängen, solange die meisten Menschen über ihre Sprache weiterhin frei entscheiden können.
Ja prima! Dann ist ja alles in Butter, (frei über meine Sprache entscheidend:) confusionari!
Die öffentlichen Sprachmodisten in den Medien, in der Politik, in der Wissenschaft und der Wirtschaft beschneiden aber die private sprachliche der Menschen.
Da aber zwecks Sprachnörglerdaseinsberechtigungsnachweis nicht alles in Butter sein darf, soll hiermit wohl die vorhergehende Aussage relativiert werden, wenn auch in mangelhaftem Deutsch: "... beschneiden aber die private sprachliche" WEN oder WAS? Gutgläubige mögen einen vereinzelten Editierfehler vermuten; der Vielsurfer stolpert nicht nur hier über solche Satzbauruinen sogenannter Sprachpfleger.
Sie verkünden und bezeichnen ein englisches Wort im Deutschen bereits dann für treffend, wenn sie mit ihm ein deutsches Wort „treffen“, d.h. abschießen können und nicht etwa, weil es inhaltlich treffender wäre als jenes.
"Abschießen"? Jo mei - immerhin eine neue Variante in der martialisch-melodramatisch-infantilen DeGe-Vorstellungswelt, in der die arglos-unschuldige dt. Sprache von ruchlosen Wortschatzattentätern dahingemeuchelt wird.
Nach Biowaffeneinsatz ("Parasiten"), Schwertattacken ("verstümmeln"), "Durchmischung und Durchrassung"
(E. Stoiber; VDS-Variante: "Wortbastarde") jetzt auch noch feige Heckenschützen? Tja, sinistre Sprachimperialisten schrecken halt vor nichts zurück. Da erwartet der aufrechte Sprachhüter vermutlich sehnlichst die Meldung: 'Seit 5 Uhr 45 wird jetzt Denglisch zurückerschossen!'.
Deshalb sind solche Mode-Anglizismen nicht nur einfach, sondern sogar doppelt überflüssig.
Diese Überflüssigkeitsarithmetik macht weder mathematisch noch logisch Sinn, schon gar nicht "deshalb".
Fazit:
Ich gestehe zähneknirschend meinen fundamentalen Irrtum. Doch ... es steht schlecht um die deutsche Sprache!
Um etwas, das sich für solche "Argumente" missbrauchen lässt, muss es schlecht stehen.
Einer Sprache, die gegen imaginäre Snipers mit friendly fire verteidigt wird, muss es schlecht gehen.
Was solche Freunde hat, braucht eigentlich keine Feinde mehr.
  31.03.2011 - Exemplarisch: Personenfahndung à la VDS


Also ... wenn man mich so fragt ... ömmm ... nicht wirklich! Ehrlich, meine Muttersprache hat mir noch nie 'ne Mütze hingehalten oder mich gar angehauen "Haste mal 'n Euro?". Um welche Fußgängerzone handelt es sich da? Weiß das zuständige Ordnungsamt von diesem mutmaßlichen "Rotationseuropäer"? Und sollte ein Fahndungsfoto nicht etwas größer und besser ausgeleuchtet sein?

Moment mal .... oder könnte dieses Bild tatsächlich bildhaft gemeint sein? Bekanntlich halten unsere Kulturpessimisten die deutsche Sprache spätestens nach dem dritten Glas Rotwein nicht mehr für ein Kommunikationswerkzeug, sondern für ein lebendes Wesen, das "krank" werden, von "Parasiten" befallen und von sadistischen "Sprachhunzer"-Schurken "verstümmelt" werden kann.
Trotzdem: So, als Person, die eine genehmigungspflichtige Nichterwerbstätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht ausübt, habe ich mir meine Muttersprache eigentlich nie vorgestellt. Warum sollte sie so etwas nötig haben? Sie ist doch jobmäßig 24/7 'vollbeschäftigt' und beileibe [sic] kein Hartz-IV-Kandidat!

Denn - das hat der VDS ausnahmsweise richtig erkannt - ich spreche gern Deutsch (s. 24.10.2010 - Sprachliebe ...). Und weitere 100 Mio. Menschen ebenfalls. Aufgrund natürlicher Faulheit. Denn die Muttersprache erfordert einfach weniger Brainwork als Fremd-Idiome.
(Und Brainwork weniger Schreib- / Sprechaufwand als 'Gehirntätigkeit'. Siehe Advantage: Denglisch.)

Aber worin besteht nun der erkenntnistheoretische Mehrwert des Ganzen? Ach, fragen Sie doch den VDS!
Ich durchforste jetzt meine Deep Space Nine-DVDs danach, ob Odo sich tatsächlich aus einer Sprache in einen Humanoiden verwandeln kann. Denn soviel ist sicher: Die Aliens sind unter uns. Aber ... PSSST!
  25.03.2011 - Aching NewsSkandal! VDS-Idol war "Sprachpanscher" - und nebenbei Antisemit!
Martin Luther: nach allgemeiner Meinung ein mutiger, bedeutender Mann, der sich um den christlichen Glauben und durch seine Bibelübersetzung um die schriftliche Verbreitung der deutschen Sprache verdient gemacht hat.
Das sieht auch der VDS so:
Nach Auffassung des VDS ist dieses Kirchen-Denglisch eine geschmacklose Verfremdung und Veralberung der Sprache Luthers und der Bibel.
Lateinische und französische Wörter hatten Teile der deutschen Sprache bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Sprachlich kreativen Menschen wie Luther und Gelehrten-Initiativen wie der “Fruchtbringenden Gesellschaft” gelang es, rechtzeitig gegenzusteuern.

Die blauen Buchstaben wurden zur Verfügung gestellt von: Denglisch 4ever! Tipp an die VDS-Autoren: Kaufen Sie ein S und ein N!

Martin Luther hat es vorgemacht, "rein und klar Deutsch" zu sprechen und zu schreiben.
Jou! Und zwar so ...
Ich rede nach der Sechsischen Cantzley, quam imitantur omnes duces et reges germaniae; alle reichstette, fürsten höfe schreiben nach der Sechsischen Cantzelein unser churfürsten. Ideo est communissima lingua germaniae.
(Martin Luther, Tischreden, zitiert nach Uwe Pörksen, Prof. (em.) für Sprache und Ältere Literatur, veröffentlicht durch das Goethe-Institut)
... und so:
spiritus sanctus setzt mortem ein ab poenam.
(Martin Luther, Tischreden)
Die alterthümliche dt. Orthographie ist lustig, wenn auch nach heutigen Sprachpolizeigesetzen "falsch".

(Volle Deckung! "Lehnübersetzungen"! Siehe 07.03.)
Der Punkt ist jedoch: Dieses Statement ist zwar kein Denglisch, aber massives Dlateinisch und nicht wirklich "reines Deutsch". Gegenüber Meister Luther wirkt ja selbst die berüchtigte Jill Sander wie eine aufrechte teutsche Sprachpuristin!

Klar, "sprachlich kreativ" - und deshalb völlig OK - ist sowas allemal. Aber wenn im selben Absatz gleichzeitig bejammert wird, "Lateinische ... Wörter hatten Teile der deutschen Sprache bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt", dann wird mit diesem Luther ein Sprachverstümmler und -panscher sondergleichen auf den Schild gehoben.
Luthers Deutsch ist nicht aus einer selbständigen Entwicklung der mündlichen Sprachkultur hervorgegangen, für die er ein feines Ohr hatte, sondern war eine Lehnbildung der lateinischen Schriftkultur: eine Kunstsprache. (Prof. Uwe Pörksen, s.o.)
Och! Wieder nur so'n Lehn-Kram anstatt originäres Volksdeutsch von echtem Schrot und Korn? Luther hat zwar dem Volk aufs Maul geschaut, aber dann doch etwas anderes geschrieben, nämlich eine 1:1-Übersetzung, eine pure Fleißarbeit? Wie enttäuschend!

Immerhin schrieb er auch Deutsches ohne lateinische "Verhunzungen", z.B.:
Erstlich, das man jre Synagoga oder Schule mit feur anstecke und, was nicht verbrennen will, mit erden überheufe und beschütte, das kein Mensch ein stein oder schlacke davon sehe ewiglich.
(Martin Luther, 'Von den jüden und iren lügen', 1543)
Das ist schon krass. D.h. die Reichspogromnacht wäre ihm ein 'innerer Vorbeimarsch' gewesen!
OK, Antisemitismus war (auch) zu Luthers Zeit - besonders in Kreisen der Kirche mit ihrem abstrusen Verständnis von christlicher Nächstenliebe - gang und gäbe. Aber macht das diese Einstellung besser?

Sollte man so einen "Sprachpanscher" und Lehnübersetzer wirklich zum Helden deutscher Kultur hochstilisieren? Und einen bekennenden Antisemiten exkulpieren nach dem Motto: 'Aber dafür hat er kein Denglisch gesprochen'? (... und Hitler die Autobahn gebaut.)

Es festigt sich immer mehr der Verdacht, dass derart Argumentierende schon anno dunnemals in diesem Hollywood-Blockbuster mitgewirkt haben:

  07.03.2011 - Grundsätzlich: 2. Ich denke, also bin ich ... "Sprachpanscher"?!?
Über deutsche Phrasen aus deutschen Wörtern, Anglo- und Germanophobie sowie den Unterschied zwischen einem DeGe und einem Alligator.
Ich denke, es macht Sinn, sich in 2011 einmal mehr den grundsätzlichen Volksverdummungsstrategien der Spracheiferer zuzuwenden. Erinnern Sie die Zeiten, als man ausschließlich die Form 'ich erinnere mich daran' gebrauchte? Natürlich, weil es ist ja noch nicht wirklich lange her, und selbstverständlich ist letzteres auch heute noch korrekt. Darüber, ob die eine oder andere Variante 'schöner' ist, kann man sich um des Kaisers Bart streiten. Aber am Ende des Tages werden Sie realisieren, dass:
  • einige angebliche Lehnübersetzungen schon vor Jahrhunderten im Deutschen gebraucht wurden,
  • selbst wirkliche Lehnübersetzungen nur das übliche Denglisch-Nicht-Problem darstellen.

Übrigens findet man in den offiziellen VDS-Verlautbarungen recht wenig zu diesem Thema - umso mehr wird jedoch vom Sprachnörgler-Foren- und Blogger-Fußvolk inner- und außerhalb des (warum eigentlich?) gemeinnützigen Vereins darauf herumgeritten. Schaun mer mal, ob man deutsch-deutsche Sprachbausteine, vulgo Wörter, wirklich nicht sinnvoll aneinanderreihen kann:

  • (Keinen) Sinn machen ...
    ... macht Sinn. Auch wenn das Universalverb 'machen' nicht unbedingt literaturnobelpreisverdächtig ist, macht man doch auch Ernst, macht etwas Freude, macht Sinn machen Schule, machen sich Sprachphobiker unnötige Sorgen und ob dieser Sorgen ins Hemd.

    'Machen' heißt eben nicht nur "fertigen, herstellen, tun, bewirken", wie Oberlehrer und (vermutl. deshalb) VDS-Ehrenmitglied Sick ausführt. Schon sein Beispiel "eine Nacht durchmachen" ist fragwürdig: Man stellt dabei die Nacht nicht her, und bewirkt wird maximal ein Kater.
    Völlig daneben jedoch: "den ersten Schrei machen"!?! Eine Sprachhunzerei sondergleichen! Damals, in der guten alten Zeit, stieß man bei der Geburt einen Schrei aus und demonstrierte derart von Anfang an seine höherwertige, weil deutsche Kultur!

    Noch viel mehr zu diesem Thema hat der geniale A. Stefanowitsch hier (inkl. weitere Links) zusammengetragen. Schon G.E. Lessing und Max Frisch haben (k)einen Sinn gemacht!

  • In 2011 ...
    ... ist schlicht eine Abkürzung für 'im Jahre 2011'. Wenn überhaupt etwas sprachlich "falsch" ist, dann eher die Verwendung einer Jahreszahl ohne Präposition, denn so etwas kommt bei Zeitangaben im Deutschen sonst kaum vor. Es heißt doch: im März, um Zwölf, im Frühjahr, am Wochenende, in der Nacht ...
    Ausnahme: Kirchenfeste. Aber selbst dabei gibt es optionale Präpositionen: (an / zu) Weihnachten / Ostern / Pfingsten. In 2010 ist also auch in 2011 völlig korrekt.

  • Einmal mehr ...
    ... ist eine 1:1-Entsprechung zu once more - warum auch nicht? Wenn man etwas zweimal tut und dann ein drittes Mal, hat man es eben einmal mehr getan. Das ist mathematisch wie sprachlich unanfechtbar. Period. Punkt.

  • Etwas erinnern ...
    ... entspricht dem englischen to remember something. Die Aussage ist exakt dieselbe wie bei 'sich an etwas erinnern'; nur ist die Anglo-Variante - wie so oft - kürzer. Selbst Doppelobjekt-Konstrukte wie 'Ich erinnere dich den Termin' wären klar und eindeutig. Ein Problem kann man damit nur haben, wenn man der verquasten DeGe-Philosophie folgt: 'Eine Sprache ist umso wertvoller, je komplizierter und ausufernder sie ist'.

  • Weil / obwohl mit 'Hauptsatz' ...
    ... ist so schon mal nicht richtig, weil ein Satz, der mit weil anfängt, ist kein Hauptsatz. Er steht nicht für sich allein, ist also ein Nebensatz.
    Die eigentliche Nörgel-Zielscheibe ist die Satzstellung Subjekt - Prädikat - Objekt (SPO), in der Tat dieselbe wie in einem Hauptsatz - sowie in englischen Nebensätzen. SPO gibt es im VDS-Deutschen allerdings nach der Konjunktion 'denn', denn das Objekt, welches hier Subjekt ist, folgt hier dem Prädikat, welches hier Objekt ist. Verwirrend, ist es nicht? ;o)

    Jedenfalls gibt es keinen vernünftigen Grund, die Satzstellung in einem Nebensatz umzukegeln (SPO => SOP), zumal 'denn' und 'weil' austauschbar sind; beide leiten Begründungen ein.
    Ein Problem kann man damit nur haben, wenn man der verquasten DeGe-Philosophie folgt:
    'Eine Sprache ist umso wertvoller, je komplizierter und inkonsequenter ihr Satzbau ist'.

  • Nicht wirklich ...
    ... neu wäre es, hier viel über nicht wirklich zu schreiben, denn das ist bereits hier geschehen.
    Es ist einfach ein nettes Understatement. 'Ich bin nicht wirklich liquide' klingt doch besser als 'Ich bin pleite', oder?

  • Am Ende des Tages ...
    ... bedeutet natürlich nicht 'heute abend', sondern soviel wie 'Abgerechnet wird zum Schluss'. So etwas nennt man Metapher, und Metaphern sollte man nicht wörtlich nehmen.
    Ausnahme (liebe Kinder, bitte nicht nachmachen!): Penetrante Sprachnörgler dürfen sich auf der Suche nach dem sprachlichen Licht am Ende des Tunnels gern auf unterirdische Bahngleise begeben. Stillgelegte Strecken gelten nicht. >;->

  • Realisieren ...
    ... Sie eigentlich, dass realisieren früher mal ausschließlich 'durchführen, verwirklichen' hieß? Heute heißt es auch bei uns soviel wie 'begreifen, sich vergegenwärtigen'. Diese Mehrdeutigkeit gab es im Englischen schon immer - naja, nicht wirklich, aber immerhin lange genug, dass gemäß DeGe-VoodooLogik jedwede angloamerikanische Kultur inklusive aller nationalen Identitäten längst daran zugrundegegangen sein müsste.

Da fehlte doch noch was? Genau. Ein wenig hausgemachte Philosophie:

  • Ich denke ...
    ... also bin ich, wusste schon Descartes.
    DeGe behaupten, dass die Sprache das Denken beeinflusst oder gar bestimmt. Und Deutsche, die Ich denke sagen, können natürlich schlechter denken als Angelsachsen, die I think sagen, was wiederum zu schlechten PISA-Ergebnissen führt, wie dieses Elaborat mit dem DeGe-typischen Hang zu sinn- und nutzloser Überdifferenzierung uns weismachen soll.

    Ist das so? Dagegen spricht: Das Denken war zuerst da - schon vor Millionen von Jahren beim Homo Dingenskirchen vor der zufälligen Mutation des Sprachgens FOXP2, heute noch bei taubstummen Menschen und auch bei Tieren, die ja bei weitem nicht so doof sind, wie sie von der 'Krone der Schöpfung' lange dargestellt wurden. Denken ohne Sprache ist also möglich.

    Vielleicht gibt es beim Homo sapiens sapiens (?) trotzdem eine Wechselwirkung.
      Ausführlichere Darstellung und Forumsdiskussion

    Undenkbar ist jedenfalls Sprache ohne Denken, auch wenn VDS-Statements wie dieses auf das Gegenteil hindeuten. Bei minimaler Denktätigkeit kommt man doch darauf, dass:
    1. Deutsch und Denglisch einen Gegensatz weder bildet noch macht, s. hier,
    2. Dromedare natürlich Arabisch sprechen! ;o)

    Einen Satz mit Ich denke zu beginnen, ist also nur dann falsch, wenn man etwas anderes sagt als man denkt (Politiker, Versicherungsvertreter, Ideologen). Dafür gibt es das deutsch-deutsche Wort 'Lüge'. Grundsätzlich aber ist es richtig. Dagegen spricht auch nicht, dass man genausogut 'ich meine' sagen könnte. Denn auch eine Meinung gründet ja auf Gedanken.

    Aber könnte man nicht beides einfach weglassen? Ja. Man könnte sagen: 'Diese Floskel macht auch im Deutschen Sinn, egal ob Angloamerikaner sie ebenfalls benutzen. Basta!'. Das ist die direkte deutsche Art und wird im Ausland oft als rude empfunden. Wieviel konzilianter klingt es doch, wenn man es so verpackt:
    'Ich denke, wer diese Floskel für ein angloamerikanisches Attentat auf die deutsche Sprache hält, ist ein Neurotiker'.

    Last but not least gewinnt man mit Ich denke Zeit, um genau dies zu tun. Besser als das deutsche Äh ist es allemal.

Fazit:
Auch die sog. Lehnübersetzungen sind lediglich Scheinprobleme von Deutsch-Deutschtümlern mit der Lizenz zum Nörgeln nach dem Motto:
Wenn man es vor 30 Jahren nicht so gesagt hat und wenn Angloamerikaner es auch so sagen,
muss es ja heutzutage "falsches", "Pidgin-" oder gar kein Deutsch sein.

Und was ist nun der Unterschied zwischen DeGe und Alligatoren? Klicken Sie ins Graue!

Alligatoren sind mental flexibler! Zum Beispiel fühlen sich die Reptilien auf Golfplätzen in Florida durchaus heimisch, auch wenn es diese anglo-hegemonialen Sportanlagen vor 30 Jahren noch gar nicht gab!

  03.02.2011 - Exemplarisch: Lena, der falsche Prophet und Schlager in Lederhosen
Back to lustig:
Der Lena-Hype nimmt wieder Fahrt auf. Die Weltfremdheit des VDS braucht keine Fahrt mehr aufzunehmen.

Es begab sich aber am 28. Mai 2010, dass der Große Vorsitzende sich als Prophet aufs Glatteis des Musik-Business wagte - und grandios scheiterte. OK, auch ich habe Lena im Vorfeld eher auf Platz 6 - 10 gesehen. Aber einmal mehr sind die Begründungen das Schräge an der VDS-Prognose.

1. Traue keiner Statistik, die du nicht selber interpretiert hast:

Die deutsche Sprache ist beim Musikwettbewerb der Eurovision, dem „Eurovision Song Contest“, ein Garant für gute Platzierungen. Wie der Verein Deutsche Sprache e.V. ermittelte, war Deutschland immer am erfolgreichsten, wenn die deutschen Vertreter bei diesem Länderwettstreit auf Deutsch gesungen haben:
Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, das nachzupüfen. Ein Blick auf die Historie zeigt, dass Erfolge mit deutschsprachigen Titeln eher begrenzter Natur waren:
  • Deutsch gesungene Deutschland-Beiträge seit 1957 landeten im Schnitt auf Platz 9 bei im Schnitt 19 Teilnehmern. Ziemlich perfektes Mittelmaß.
  • Seit 1992 hatten alle Sieger-Songs bis auf zwei (1998, 2007) englische Lyrics!

2. Deutsch: ein weites Feld ...

2007 errang sogar der ukrainische Interpret Verka Serduchka mit einem teilweise auf Deutsch gesungenen Titel den 2. Platz.
Aaah ja ...

Ein denglisch-ukrainischer Ulk-Song mit folgenden Perlen deutscher Sprachkultur (vollständige Liste):
(Me English) nicht verstehen! Sieben Sieben. Sieben, Sieben, ein [sic], zwei. Ein, zwei, drei. TANZEN! Weiter, weiter! Ich liebe!
Also, deutsche Kulturschaffende, jetzt wisst ihr, was der VDS in puncto 'grand-prix-tauglisches Deutsch' von euch erwartet! TANZEN im Kasernenhofton, idealerweise nach der Udo Jürgens-Melodei
'Aber bitte mit Sieben!'  

3. Erst recht nicht von dieser Welt (bezogen auf 2010, Hervorhebung von mir):

"Lena Meyer-Landrut hätte wirklich das Talent, den Wettbewerb zu gewinnen“, sagte der Vorsitzende des VDS, Walter Krämer. „Ihr englisches Lied hat aber überhaupt keine Verbindungen zu Deutschland und lädt niemanden zwischen Lissabon und Moskau zum Mitsummen oder Mitschunkeln ein“, kritisierte der VDS-Vorsitzende.
Also, mitgesummt habe ich oft, natürlich in Englisch 'mm mm mmm' statt auf Deutsch 'mm mm mmm'.
Aber geschunkelt?!? Werte VDS-Musikexperten:
a) Der Eurovision Song Contest ist nicht die 'Lustige Musikantenstadlhitparade der Volksmusik'.
b) Stefan Raab ist nicht Florian Silbereisen.
c) Die Ukrainer sind nicht die Oberkrainer.


Im Ernst: Schunkeln ist rhythmische Gröbstmotorik einer Bierzeltbevölkerung zu einer Art von Musik, deren Kunst darin besteht, qualitativ sogar gegenüber Song Contest-Beiträgen stark abzufallen.

Jedenfalls hängt es einzig und allein vom Groove ab, ob Zuhörer bei einem Song motorisch in Wallung geraten. Auch Outfit und Performance sind Erfolgskriterien beim Grand Prix - im Gegensatz zur Sprache, siehe oben. Obwohl ... ganz egal ist die Sprache vielleicht doch nicht. Nicoles peinliche Sieger-Schnulze 'Ein bisschen Frieden' habe ich mir immer in einem unverständlichen tibetanischen Dialekt gewünscht.

Ein wenig abschweifende Kulturkritik:
d) 'Volksmusik' ist keine Volksmusik.
Was von Silbereisen & Co. als 'Volksmusik' verkauft wird, sind ganz banale Schlager in Lederhosen bzw. Dirndl. Und Volksmusik im engeren Sinne ist - von romantisierenden Ausnahmen wie 'Kein schöner Land in dieser Zeit' abgesehen - oftmals Marschmusik in Lederhosen / Dirndl. 'Im Frühtau zu Berge', 'Aus grauer Städte Mauern' u.ä. würden, mit reichlich Blechblas und Tschingderassabumm arrangiert, bei keiner Militärparade aus dem Rahmen fallen.

Bei anderen Völkern ist Volksmusik großenteils Tanzmusik: Spanier haben ihren Flamenco, Griechen den Sirtaki, Russen / Ukrainer den Kasatschok (s.o.!), und die Iren jede Menge Irish Dance. Bei Deutschen dagegen dominiert stampfendes, martialisches Marsch-Metrum, d.h. Rhythmik brutalstmöglicher Primitivität. OK, die Leichtigkeit des Seins gehört nun mal nicht zur deutschen Primärmentalität.

Bloß schlägt dieses rhythmische Defizit leider überall durch: Kaum ertönt irgendwo angloamerikanischer Pop, Rock oder Jazz mit Betonung auf der Zwei und der Vier, wird dieser auf der Eins und der Drei erbarmungslos niedergeklatscht. Diesem furor teutonicus eines anscheinend duracell-betriebenen deutschen Mitklatschpublikums entgeht nichts und niemand. Das ist barbarisch!

Soviel mal wieder zur Propaganda von der angeblichen Überlegenheit der deutschen Kultur ...
Übrigens: Der BVB hätte wirklich das Talent, die BuLi-Meisterchaft zu gewinnen. Der türkische Name des Spielmachers hat aber überhaupt keine Verbindungen zu Deutschland und lädt niemanden zwischen Flensburg und Garmisch zum Mitgrölen oder Mitrandalieren ein.
  25.01.2011 - Special:           Deutsch ins Grundgesetz? NEIN DANKE! (Ganz humorlos)
Schlussbemerkung am Anfang:
Das folgende hat sich insofern erledigt, als die Zeichnungsfrist für die Gegenpetition am 03.03.2011 abgelaufen ist. Gezeichnet haben ca. 3.189 Bürger/innen, denen sprachliche Vielfalt wichtig ist. Das sind immerhin ca. 62% der Stimmen, welche die Bild + VDS-Petition erhielt. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass rationale, tolerante, intelligente Menschen schon immer eine krasse Minderheit darstellten.

Nicht erledigt hat es sich insofern, als die Deutschtümler weiterhin versuchen werden, ihre absurden Vorstellungen von 'Deutsch' (grund-)gesetzlich zu verankern.

Kein Deutsch ins Grundgesetz!Wie der Linguist Anatol Stefanowitsch in seinem Blog (neuer Beitrag, mit vielen weiterführenden Links) richtig ausführt, sind die Bestrebungen von VDS und VDA,
Deutsch als Staatssprache im GG zu verankern, zutiefst beunruhigend.

Mancher mag sich mit folgenden Gedanken aus dieser Diskussion heraushalten:
  1. Nur 46.000 Unterschriften? Das ist kaum mehr als die Summe der Mitglieder beider Vereine und entspricht nicht der so oft strapazitierten (sic) 'Mehrheit der Deutschen'.

    Soweit korrekt. Aber Lobbyisten haben in der Gesetzgebung der BRD schon sehr viel bewegt, ohne eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich zu haben. Außerdem sind führende Unions-Politiker ebenfalls dafür.
  2. Ein entspr. Artikel 22a würde doch nur im Verhältnis Staat - Bürger gelten, nicht für die Bürger untereinander und nicht für die Privatwirtschaft. Ersteres ist schon durch die erwähnten Gesetze geregelt. Klagen z.B. gegen Denglisch in der Werbung würden allenfalls zu einer Flut unzulässiger Verfassungsbeschwerden führen.

    Soweit korrekt, s. unten (09.10.2010). Allerdings sollte man dem Verfassungsgericht schon diesbzgl. Eingangsprüfungen ersparen.

    Der Knackpunkt liegt jedoch m.E. in der Begründung für die VDS/A-Petition:
    Der neue Satz im Grundgesetz bildet
    a) einen bindenden Auslegungsmaßstab für die gesamte Rechtsordnung,
    b) einen möglichen Ausgangspunkt für künftige Gesetzgebung.
    Hier wird ganz unverhohlen damit gedroht, Einzelgesetze auf der Grundlage des Art. 22a einzufordern
    - und diese könnten jeden von uns betreffen! Das große Vorbild der Deutschtümler ist bekanntlich das französische Loi Toubon. Auch wenn das nur in einigen Bereichen erfolgreich ist:
    Wehret den Anfängen!

    Oder wollen Sie wirklich eines Tages "Netznavigator" statt IE (Internet Explorer, übrigens ein Markenname!) sagen müssen? Oder "(kurzer) Gastauftritt (eines Prominenten)", natürlich mit kursiv gesprochenen Klammern, statt Cameo (~ appearance sagt hierzulande kein Mensch)?
Wes Geistes Kinder sich unter den Befürwortern von 'Deutsch ins GG' befinden können, sieht man z.B. hier.
Selbst 'undeutsche' Eigennamen werden zum Anlass für persönliche Angriffe genommen.
Auch lesenswert: der Kommentar von 'Rayson' unter dem o.a. Blogpost.
Die Strafanzeige gegen die Polizei (s.u. 02.01.2011) bietet einen weiteren Vorgeschmack drohenden Unheils.
Fazit:
Ob man die Gefahr schwerpunktmäßig im geforderten GG-Artikel selbst oder in Folgegesetzen sieht:
Das Zeichnen der Petition gegen 'Deutsch ins GG' ist wichtig für jeden, der die Gefahr einer Sprachdiktatur durch eine verschwindend geringe Minderheit von Deutschen von vornherein ausschließen möchte.

 Bitte investieren Sie drei Minuten für die sprachliche Vielfalt! Bitte zeichnen Sie mit!
Warnung: Der folgende Link ist für Rassisten unter 96 Jahren nicht geeignet!
Zum Schluss doch noch etwas Satire zum Thema.
  22.01.2011 - Reingesurft:    Ein potenzielles Feierbiest und das deutsche ... ömm ... Äh
An konstruktiver Kritik hat es bekanntlich beim VDS noch nie gemangelt. Vorschläge von exzeptioneller Sinnhaftigkeit werden u.a. auch per Leserbrief in den 'Sprachnachrichten' (PDF 5,4 MB) publiziert (S. 30). Leider geht man dort nicht weiter auf dieses beispielhafte Engagement deutscher Bürgerinnen und Bürger ein. Aber zum Glück gibt es ja Denglisch 4ever! Hier werden sie geholfen!

Dr. Denglisch antwortet:
Die schlechte Nachricht: Man hat Ihnen einen veralteten Kalender angedreht. Wir schreiben nicht mehr das Jahr 1911, als jedwede unterthänige Aktivität von einer wilhelminischen Obrigkeit gesetzlich angeordnet oder zumindest behördlich genehmigt werden musste.
Die gute Nachricht: Wir befinden uns im Jahre 2011 und leben in einer freiheitlichen Demokratie. D.h., Sie dürfen feiern was Sie wollen und wann Sie wollen! Ist das nicht FANTASTISCH?

Viele Bundesbürger feiern z.B. am 3. Oktober einen arbeitsfreien Tag. Ich werde am 03.10.2011 vielleicht den ersten Punktgewinn des Deutschen Sportclubs Arminia Bielefeld (s. 06.01.) in der Regionalliga feiern.

Nur Ihr Vorschlag eines internationalen "Tag(s) der eigenen (nicht-englischen) Muttersprache und der deutschen Sprache" überfordert mich intellektuell. Ich verstehe zwar, dass Ihre Muttersprache anscheinend nicht Deutsch ist - nicht schlimm! Aber warum dürfen z.B. Hispanics in den USA oder Pakistanis im UK nicht den 'Tag der eigenen (nicht-englischen) Muttersprache und der englischen Sprache' (oder so ähnlich) feiern???

Auch wenn es thematisch nicht hineinpasst: Selbstverständlich dürfen Sie am 3. Oktober simultan den Euro feiern. Der gehört zwar nicht uns allein, ist aber, an der Inflationsrate gemessen, allemal stabiler als die D-Mark.

Also: Feiern Sie munter drauflos! Lassen Sie das Feierbiest in sich raus! Nur Mut!


Dr. Denglisch antwortet:
Zunächst mal: Im Englischen ist emm die Aussprache von m, also streng zu unterscheiden vom deutschen emm, das den Buchstaben m phonetisiert. Die 'Übersetzung' von äh samt Aussprache finden Sie z.B. hier.

Leider kennt die deutsche Sprache durchaus emm- oder ömm-Pausen. Sie haben richtig erkannt, dass hier das hochrangige deutsche Kulturgut Äh, das unser Denken formt wie kaum etwas sonst, bereits verdrängt wurde. Auch wenn die Herkunft der Sprachparasiten im Dunklen liegt: Hier wird brilliante deutsche Rhetorik in der Tradition eines ... äh ... frühen Boris ... äh ... Becker ... äh ... oder eines ... ä-ä-ä-ä-ä-ä ä äh ... Ede Stoiber mit Füßen getreten!

Aber vielleicht ist es zur Umkehr noch nicht zu spät - eventuell hilft ja ... emm ... äh ... ömm ... WETTERN?


P.S.: Ein aufmerksamer Leser (danke, alter Franke ;) monierte gerade, dass folgendes im Grundgesetz fehlt:
Der Verlegenheits-Pausenfüller der Bundesrepublik ist Äh.
Schande über mich! Wie konnte ich das übersehen?
  15.01.2011 - Exemplarisch: Der INDEX - Geburt, Aufzucht und Pflege
Trotz DAX und ähnlicher Geldvernichtungsanlagemöglichkeitsverzeichnisse: Ein Index muss nichts negatives sein. Ohne Datenbank-Indices müssten Sie auf jede Webpage stundenlang warten. INDEX-Werke schaffen Arbeitsplätze. Auch ein Bücher-Index muss sich ja nicht auf verbotene Schriften beziehen - aber er kann.

So z.B. zu Zeiten der eher unheiligen Römischen Inquisition, die mittels Indizierung naturwissenschaftlicher Abhandlungen (von Kopernikus, Galilei, Bruno usw.) die Sonne dazu animieren wollte, um die Erde zu rotieren (die natürlich eine Scheibe ist).

Zum Glück klickte nach vielen Jahrhunderten Indizierungsunfug jemand auf 'Vorgang abbrechen'. Fatal jedoch: Die US-imperialistische Administrations-Software IndexCancel 2.0 war nach dem bewährten Motto 'Besser schlecht eingedeutscht als original verständlich' übersetzt worden, und so kam es zu dieser tragischen Fehlbedienung:



Zwar versuchte der wackere User mittels hektischer Rename-Aktionen und Content-Updates seinen schröcklichen Irrtum noch zu korrigieren, machte jedoch alles nur noch schlimmer:
Der VDS-Anglizismen-INDEX war geboren!

Dessen Aufzucht und Pflege erfolgte vermutlich auf der philosophischen Grundlage des Nonexistenziellen Surrealismus (28.02.1921, 24:00 bis 29.02.1921, 00:00), einer sträflich vernachlässigten Epoche der deutschen Kultur.
Exkurs: 'Deutsche Kultur' ist natürlich ein Pleonasmus, vulgo ein weißer Schimmel. Andere Völker haben bekanntlich gar keine Kultur, und erst recht keine, von der man sich die eine oder andere (Wort-)Scheibe abschneiden könnte. Nur die Amis haben noch weniger Kultur. ;)
Outgesourct wurden Aufzucht und Pflege des INDEX unbestätigten Dementis zufolge an einen gewissen Grigori Potjomkin XIV, der ganz im Sinne seiner uralten Familientradition (man lasse sich die Definition auf der Zunge zergehen!) einen wirklich guten Job machte. Seine wissenschaftlich profunden Kriterien:

 Der Anglizismus:
   1. kommt in der deutschen Alltagssprache gar nicht vor,
   2. gehört längst zur deutschen Alltagssprache,
   3. "verdrängt" ein deutsches Wort, das erst lange nach ihm von DeGe erfunden wurde.

 Die deutsche "Entsprechung":
   a) hat eine andere Bedeutung als der Anglizismus,
   b) beschreibt etwas, das es gar nicht mehr gibt,
   c) ist un- / missverständlich, aber nicht unmissverständlich, oder einfach nur komplett sinnlos.

+P: Jeweils einen Bonuspunkt gibt es für die ultimativ willkürliche Differenzierung zwischen
"differenzierend" (2) und "verdrängend" ( 3 ).

Idealerweise sollten natürlich möglichst viele Kriterien erfüllt sein. Schau'n mer mal ...
Anmerkung: Die Untersuchung muss sich auf spontan eingegebene Suchbegriffe beschränken, da eine vollständige Liste im Netz nicht (mehr) zu finden ist. Der VDS wird schon wissen, warum.
  • walkman: Erfüllt Kriterium b) => 1 Point.

    b) Mal ehrlich - haben Sie noch einen "Kassettenspieler (tragbar)"? Wann haben Sie zum letzten Mal das Wort Walkman in den Mund genommen? Doch wohl, als es noch keine MP3-Player gab und Music to go auf einem vorsintflutlichen Medium gespeichert wurde, das sowieso immer als Bandsalat endete. Zwar ist der Walkman noch ein eingetragenes Warenzeichen von Sony; de facto gehört er eher auf die Liste ausgestorbener Anglizismen als auf den INDEX.
  • bike: Erfüllt Kriterien a), +P => 2 Points.

    a) Bike kommt von bicycle. Das wiederum ist lat.-griech. Ursprungs und heißt einfach nur 'Zweirad'. Bike ist also ein Oberbegriff zu 'Fahrrad' und 'Motorrad'. Wenn Oberbegriffe neuerdings "verdrängend" sind, gehören Backwaren allemal auf einen Index. Sie "verdrängen" Brötchen, Croissants, Vierkornbrot ...
    Könnte allerdings der Oberbegriff 'Sprachinteressierte' die Verdrängung von Sprachnörglern, ~polizisten, ~pedanten und ~ignoranten bewirken, gewönne ich diesem Phänomen vielleicht doch noch einiges ab.

    +P: Richtig drollig ist jedenfalls:
    bike:  3 , d.h. geht gar nicht und "verdrängt" irgendein deutsches Wort (s.o.);
    city bike:
    2, "differenzierend", d.h. irgendwie vorläufig noch akzeptabel.
    Lerneffekt: Zwei Anglizismen sind besser als einer. Cool ... Quatsch ... way cool!
  • Fast-Track-Chirurgie:: Erfüllt Kriterien 1., 3., c) => 3 Points.

    1. Tja, die gute alte Fast-Track-Chirurgie, täglich in aller Munde. Natürlich handelt es sich um Fachchinesisch (perioperative Therapeutik), das von Medizinern verstanden wird und von Laien nicht verstanden werden muss, s. 'Verstehen Sie das?'. Eindeutschung überflüssig, ...

    3. ... was natürlich den VDS nicht daran hindert, es spät, später, zu spät dennoch einzudeutschen, ...

    c) ... und zwar nicht nur zu spät, sondern auch richtig schlecht. Wie bitte muss man sich 'Schnellgangchirurgie' vorstellen? Brettert dabei der Patient im Rollstuhl-Schnellgang durch die Krankenhausflure, der Chirurg hechelt mit schneller Gangart an seiner Seite einher und operiert im Laufschritt am offenen Herzen? Komplett unverständlich und sinnlos. Über Fast-Track-Chirurgie informiert wenigstens Wikipedia. Merke: Die Übersetzung track => Gang führt per fast track ins sprachliche Nirwana.
  • e-mail: Erfüllt Kriterien 2, 3, c), +P => 4 Points.

    2. Die deutsche Schreibweise Email kommt im INDEX gar nicht vor, ist also OK. E-Mail / e-mail / e-Mail kommen auf ca. 89 Mio. Google-Hits auf deutschsprachigen .de-Sites. Wenn das kein etabliertes deutsches Wort ist ...

    3. Die Übersetzung "E-Brief" habe ich im INDEX das erste Mal überhaupt gesehen. "E-Post" kenne ich im Ggs. zur e-Mail (ca. 1995) auch erst seit 2010 (woher wohl?). Ganz hip ist natürlich die Entsprechung Mail.

    c) Ups, eine SMS! "Sie haben einen neuen E-Postbrief". Ääähm ... habe ich jetzt eine Mail von meinem
    E-Post-Service oder von einem erzürnten Deutschtümler, der mich ob des Verrats an der deutschen Kultur mit den üblichen Verbalinjurien bombardiert? Ich dachte, gewaltsame Eindeutschung diene der Klarheit!?! So aber hat die E-Post bei 'Germany's Next Miss Verständlich' gute Chancen.

    +P: Auch hier wieder eine ulkige Differenzierung:
    e-mail: 2, E-Mail-Adresse:  3 .
    Das deutsche Wort Adresse macht also die Sache erst richtig schlimm - vielleicht, weil es eigentlich ein Gallizismus ist? Aber warum bietet dann der VDS keine 'E-Post-Anschrift' an? Confusing ...

Fazit:
Wir haben zu jedem Kriterium mindestens ein Beispiel VDS-deutscher Eindeutschung gefunden. Die maximale Punktzahl liegt bei immerhin 4. Aber die potjomkinschen Sprach-Inquisitoren können es bestimmt noch besser! Wenn Sie ein Beispiel mit mindestens 5 Punkten finden, dürfen Sie es gern einsenden.

Beachten Sie bitte, dass die Indexeinträge überwiegend nicht wirklich dem deutschen Sprachgebrauch, sondern Englisch-Wörterbüchern entstammen. Oder warum sonst wird für die meisten Anglizismen nicht die deutsche, sondern die englische Schreibweise verwendet? Vielleicht, weil ge- und ab- typische denglische Präfixe sind, welche, von Denglisch ab-gesehen, im Deutschen nie ge-braucht werden? Oder weil sonst jeder merkt, dass edition dasselbe ist wie Edition? Mer wases net ...
Ich mache mich jetzt an die Erstellung eines Indexes überflüssiger Indices. Einen Eintrag habe ich ja schon. Und irgendwie biege ich den schon so hin, dass die Sonne um die Erde rotiert.
  06.01.2011 - On / off TopicDu deutsch? Deutsch gutt!  (© Loriot)
Ich oute mich mal als Masochist: Ich bin seit 37 Jahren Fan des - ja, klicken und lachen Sie ruhig:

Ich weiß, das ist blöd von mir; fußballkulturell selbstbewusste Menschen sind i.d.R. Fans des FC Bayern, weil ihnen dadurch (offenbar benötigte) ego-fördernde Erfolgserlebnisse i.d.R. frei Haus geliefert werden. Von Beileidsbekundungen bitte ich dennoch abzusehen!

Was mir allerdings wirklich schlaflose Nächte bereitet:
Der DSC (Deutscher Sport-Club) ist trotz des Sport-Club-Fauxpas' einer der deutschesten Tretballvereine überhaupt. Die Rumpelfußballer spielen - bzw. bemühen sich so zu tun als ob - auf der Alm, einem grasbewachsenen deutschen Hügel. Der (selten benutzte) offizielle Name der Spielstätte enthält immerhin einen deutschen Ümlaut. Erst recht total deutsch ist natürlich der Bezug auf Arminius, besser: Hermann den Cherusker, welcher einst die Römer vermöbelte, weil sie so gar nicht deutsch waren.

Dieser deutsche Verein wird seit Jahrzehnten verdrängt - meist aus der Ersten, demnächst auch aus der Zweiten Bundesliga.
Wer aber sind diese "verdrängenden" Elemente, diese "Maden im Speck" der Deutschen Bundesliga mit ihren "schimpansensprachigen" Managern, die ständig mit "Stummel- und Stammelwörter" (TOR!) ausstoßenden Kickern traden wie mit Bonds an der NYSE in der "Bananenrepublik" USA?

Sie spielen in Fußballtempeln, die EasyCredit-Stadion, BayArena, Energieteam-Arena, rewirpowerSTADION, (demnächst) Coface Arena oder - es macht mich schaudern - Signal Iduna Park heißen.
Sie werden ganz offen von "rohen" Liquiditäts- und "Sprachmachern" gesponsort, die sich Evonik Industries, TelDaFax ENERGY, Fraport, Rewe Group oder - als Gipfel des Denglisch-Wahns - Postbank (POUSTBÄNK!) nennen.
Sie beherrschen gar die finstre Kunst der Schwarzen Magie und gaukeln wackeren VDS-Aktivisten per Long Range Spell vor, deutsche Fußballreporter täten Kunde vom "verdrängenden" Penalty statt vom Strafstoß oder Elfmeter!

Fazit:
Gegen diese dramatische Verdrängung ostwestfälisch-deutscher Fußballkultur gibt es nur noch einen Schutz!
Ich ernenne mich zur üblichen "Mehrheit der Deutschen" und übergebe Herrn Lammert eine Petition:

   D e u t s c h e r   S C   A r m i n i a   i n s   G r u n d g e s e t z !   

Und, wenn noch Platz ist, Deutschländer Würstchen, Deutsche Markenbutter und Drafi Deutscher (R.I.P.) auch.
Und wo wir gerade dabei sind, ...
  02.01.2011 - Exemplarisch: Check your Ernsthaftigkeit!
Ursprünglich als 10-Zeiler angelegt, verdient dieses Thema gerade wegen seiner fundamentalen Überflüssigkeit doch folgendes Upgrade:
Und noch'n Beispiel dafür, dass der VDS sich für keine Albernheit zu schade ist, Lächerlichkeit nicht tötet und eigene geistige Größe dadurch definiert wird, dass man alle anderen für doof erklärt:



Aus der Begründung für die Strafanzeige:
"Die Inschrift,. [sic] von der englischen Sprache inspiriert, ergibt keinen Sinn. Ein Deutscher kann nicht verstehen, was gemeint ist. 90% der Ausländer, die deutsche Straßen befahren, stammen aus entweder den Niederlanden und Osteuropa, sind also zwar der deutschen Sprache jedenfalls etwas mächtig, und können, da sie deutsche Inschriften erwarten, diesen Worten erst recht keinen Sinn entnehmen.".
Wir halten fest:
  • Die Inschrift ergibt also keinen Sinn. Weit sinnvoller ist es offenbar, zwecks Spritersparnis weiterhin im Windschatten des Vordermanns zu fahren. Lasst es krachen, Trucker!
  • Alle Osteuropäer können etwas Deutsch. Nur deutsche Zollbeamte wissen das nicht und lernen überflüssigerweise etwas Osteuropäisch.
  • Die Beherrschung der dt. Sprache seitens des Prof. Dr. Sprachverteidigers offenbart Optimierungspotenzial. Die Formulierung "sind zwar ..., und können" macht keinen Sinn.
    Semantisch richtig (und inhaltlich trotzdem falsch) wäre: "sind zwar ..., können jedoch".
  • Wenn ein Holländer in D'land etwas Englisches liest, verblassen seine Englischkenntnisse schlagartig.
    Wer als Deutscher in Italien Hamburger liest, versteht das schließlich auch nicht, da er Pasta erwartet.
  • Lichtblick: So gut wie alle ca. 80 Mio. Deutschen verstehen den Banner-Text! Mein Reden!
    Lediglich "ein Deutscher kann nicht verstehen, was gemeint ist" - vermutlich, weil Distance und Distanz sich erkennbar überhaupt nicht ähnlich sind. Da hat die Polizei alles in allem doch einen guten Job gemacht! Applaus für unsere Freunde und Helfer!
Exkurs:
Kann es sein, dass da an der deutschen Sprachorgel eine Pfeife fehlt, nämlich die Unterscheidung zwischen dem unbestimmten Artikel und dem Zahlwort 'ein'? OK, romanische Sprachen differenzieren diesbzgl. ebenfalls nicht - Englisch aber sehr wohl: a German <=> one German. Soviel mal wieder zum Wunschtraum von der Überlegenheit der deutschen Herren-Sprache ...
Die Alternativen:
  • VDS-Deutsch only? Unnötig, denn alle Deutschen - 1 verstehen ja die englische Inschrift (s.o.).
  • VDS-Deutsch + Übersetzungen in die ca. 20 (!) Landessprachen durchfahrender Trucker? Nun ja ... das Banner würde zwar bis auf die Fahrbahn herabhängen, aber bestimmt niemanden ablenken. Und wenn doch - man kann ja kurz anhalten, um sich das Passende rauszusuchen!

Letztlich jedoch ist die Denglisch-Diskussion auch hier wieder herzlichst überflüssig, denn ...
(Nachtrag:)
... wenn Sie (wie zunächst auch ich) davon ausgingen, dass ausschließlich der besagte Text das Banner füllt, sind Sie mal wieder vom VDS vera...t worden. Im Klick aufs Auge liegt die Wahrheit:



Es ist also dasselbe wie beim Drive-in Cash (s.u, 27.11.): Der VDS erklärt Deutsche (und Ausländer) für zu tumb, selbsterklärende Bilder und den dadurch noch zusätzlich erklärten Minimaltext zu verstehen. Könnte man da nicht Anzeige wegen Beleidigung erstatten? Nur die Ruhe - natürlich wird kein vernünftiger Mensch die Rechtspflege mit solchem Kinderkram belästigen.


Fazit:
Die an den Haaren herbeikonstruierte Strafanzeige erscheint als:
  1. publicity-technische Verzweiflungstat; der Running Gag 'Deutsch ins GG' ist schon wieder gefloppt, und mit dem "Sprachpanscher des Jahres" oder der komatösen Aktion "Lebendiges Deutsch" lockt man keinen deutschen Schäferhund mehr hinter dem Ofen hervor;
  2. Fanal dafür, was passieren würde, wenn VDS-BlockwarteOberlehrer erst ihr heißersehntes Sprach-Ermächtigungs-Gesetz im Rücken hätten.
Sie halten diese schreckliche Vision für überpessimistisch und den Zwergenaufstand bzgl. Fahrzeugabstand für einen kuriosen Einzelfall? Dann klicken Sie bitte auf diesen Screenshot aus dem VDS-Forum:


OK, common sense ist ja auch so eine überflüssige britische Erfindung ...
Nun aber Schluss für heute! Ich muss noch dringendst meinen Nachbarn zur Rede stellen oder besser ohne jeden Versuch einer vernünftigen Klärung sofort anzeigen. Er bedroht schließlich die deutsche Kultur! Er fährt einen VW Golf!
  29.12.2010 - Exemplarisch: Biik
Wie? Sie wissen nicht, was Biik ist? Ich auch nicht. Vermutlich handelt es sich um ein per se wertvolles, weil deutsches Wort, das leider durch die sprachimperialistische 'Biologie' verdrängt wurde. Wie sonst ist es zu erklären, dass z.B. in diesem Machwerk das angebliche Verschwinden von Technik zugunsten von Technologie exzessiv bezetert wird?
Natürlich bedeutet '~logie' streng genommen '~lehre'. Aber wenn im Deutschen selbst ein ordinärer Furz als biologischer und nicht als 'biischer' Vorgang eingeordnet wird - warum sollte dann Technologie statt Technik Sprachfrevel sein?

Geübte Leser dieses Blogs kennen die Antwort: weil es im Englischen die technology gibt. Natürlich ist das auch nur ein Lehnwort aus dem Altgriechischen, aber sprachgeschichtliche Zusammenhänge haben DeGe schließlich noch nie interessiert. Lieber schreibt - mal wieder - ein Ingenieur eine "Sprachglosse" und kommt sich offensichtlich witzig vor, wenn er Anglizismen "verhunzt". Dabei ist das:
1. DeGe-typisch einfach nur albern,
2. von der Aussprache her teilweise falsch: "Toatel"? "Futboal"? "Toakschau"?,
3. zuweilen echt dadaistisch: "Bei-end-Szell"? "... gemowe Indula ist gaugau"?

Claina Tipb: 'gaga' schraipt mann ainklich oonä 'u'. Punkt 2 zeigt übrigens, dass der Verfasser anscheinend / scheinbar (s.u.!) kein Englisch kann, was natürlich die ideale Voraussetzung ist, sich über englische Lehnwörter in der dt. Sprache auszulassen. Jedenfalls wird durch diese lächerlich-verkrampften Eindeutschungen das Elaborat schlicht unlesbar und teilweise krass unverständlich. Ein besseres Argument, die englische Schreibweise (mit Anpassungen an die dt. Grammatik) beizubehalten, gibt es gar nicht! Welch ein 'Oun Goul' (own goal)!

(Bevor Sie auf die Links klicken: Raten Sie mal, wie oft diese angeblich 'schon vor 20 Jahren in den USA geprägten Sprüche' im Web vorkommen - und von wem sie stammen!)
  "That's the way one dies, culturewise"
  "That's the way a language perishes, Germanwise"
Bingo! Die DeGe-Maxime 'Besser schlecht erfunden als einfach nur wahr' greift auch hier. Hmmm ... kann der Erfinder also doch Englisch? Wieder mal passt nichts zusammen ...

Zurück zur Technologie <=> Technik. Die Technik verschwindet natürlich keineswegs: Es gibt keine 'Technologie der Aquarellmalerei', sondern nur die entspr. Technik. Auch im Englischen gibt es Wörter für 'Technik', wobei jedoch weniger / anders als im Deutschen differenziert wird. Das heißt: Wenn im Deutschen wie im Englischen von Technologie / technology die Rede ist, gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Es ist - im Bewusstsein eines Unterschieds - genauso gemeint!
2. Es ist schlicht und einfach egal, wie der DeGe es nun gerade nennen würde.

Wenn mittels bloßer technology England zum Mutterland der Industrialisierung werden konnte und in den USA regelmäßig geile Erfindungen gemacht werden, liegt der Schluss nahe, dass es in der Tat völlig egal ist! Diese akademische Differenzierung ist ganz offensichtlich "überflüssig"! Analog dazu haben deutsche Muttersprachler die 'Biik' nie vermisst und leben rein biologisch vor sich hin; da wird man auch ohne die Haarspalterei 'Technologie <=> Technik' auskommen. Geile technologische Erfindungen werden übrigens trotzdem auch hierzulande gemacht, z.B. das MP3.

Jetzt muss ich aber ganz schnell zum Schluss kommen; mein 'Noutbukk'-Akku ist leer! SCH... TECHNIK!!!
  04.12.2010 - Exemplarisch: Geschrieben wie gesprochen? Oder umgekehrt? Oder doch nicht?
"Schon für anglophone Muttersprachler ist das englische Laut-/Schreibsystem nur schwer durchschaubar."
(VDS, wie üblich ohne Nachweis)
"Je weiter Schreibung und Lautung einer Sprache auseinanderklaffen, um so schwieriger ist die Schriftsprache zu erlernen. Das ist bei den Schülern in England deutlich zu erkennen ..."
"Wenn wir - anders als die z. B. die Spanier - von der phonetischen Schreibung abrücken, ist unsere Schriftsprache schwerer zu erlernen."
(VDS)

"Phonetische Schreibung"?!? Yetis?!? UFOs?!? Das erinnert mich an einen - ansonsten hochintelligenten - Spanier, der allen Ernstes behauptete, Spanisch sei die einzige Sprache, in der alles genauso gesprochen wie geschrieben werde. Ich habe ihm heftigst augenzwinkernd sehr schnell das Gegenteil 'bewiesen': c (vor e und i), ch, j, g (vor e und i), s (außer am Ende) und v werden doch ganz anders ausgesprochen als im Deutschen - der einzigen Sprache, in der alles genauso gesprochen wie geschrieben wird!
Und auch mit dem rrrollenden r der Iberer habe ich als Westfale ('Vakeeasminista') so meine Last.

Jedenfalls zeigt diese Anekdote, wie herrlich realitätsentrückt die DeGe-Argumentation ist, Deutsch sei in dieser Hinsicht einfacher - und somit natürlich besser - als andere Sprachen. Für einen englischen Muttersprachler klaffen Schreibung und Lautung eben nicht auseinander! Und das gilt für jede Sprache der Welt. Schon die Niederländer, unsere sprachlich engsten Verwandten, müsste es nach deutschen Maßstäben wg. 'Auseineinanderklaffens' schier zerreißen:
  Schreibung: goed excuss voor geen bezoek bij de meubelshows.
  Lautung:        chud exküss foor cheen besuk bej de möibelshows. (Ohne Gewähr!)

In der Tat gibt es im Englischen Ungereimtheiten bzgl. Aussprache und Schreibung:
  ow kann wie (dt.) au oder wie ou gesprochen werden (how, blow),
  ein langes i kann als ea oder ee geschrieben werden (clear, peer),
  aber ea kann auch wie ä gesprochen werden (bear).
  und gh kann stumm sein oder wie f gesprochen werden (though, tough).
OMG! Wie kann man die armen Kids nur einer solch anarchischen Sprache ausliefern!

In der Tat gibt es im Deutschen Ungereimtheiten bzgl. Aussprache und Schreibung:
  v kann wie w oder wie f gesprochen werden (Vase, Vater),
  ein langes o kann als o, oo, oder oh geschrieben werden (Bote, Boot, Bohrer),
  ei wird verrückterweise wie ai gesprochen, äu und eu wie oi ...
  und ch hat gar vier Varianten: Rachen- und Gaumenlaut, k und sch (Dach, Pech, Chaos, Charme).
OMG! Wie kann man die armen Kids ... Aber nein! Völlig falsch, denn:
"Unsere Muttersprache dagegen wird uns ganz ohne Paukerei zu eigen." (VDS)

TATAAH! Auch der VDS hat mal recht! Rechtschreibung lernt man zuvörderst durch Lesen. Man prägt sich dabei unbewusst die Wortbilder ein. Wenn man also Denglisch liest, lernt man es in der Tat "ohne Paukerei"! Schlussfolgerung frei nach Goethe: Mehr Denglisch!
Diese Art des Lernens (Ganzheitsmethode) war schon zu meiner Schulzeit im Pleistozän dermaßen effektiv, dass ich im zweiten Schuljahr täglich ein 400-seitiges Karl May-Buch verschlang - inklusive Old Shatter-, Sure- und Firehand. Hätte da Schätterhänd gestanden, wüsste ich bis heute nicht, was der Name bedeutet!

Was ist eigentlich an der Krüsantehme, pardong, Chrysantheme orthographisch einfacher als am Event Manager oder gar am Drink??? In jedem Fall muss man sich irgendwann merken, wie das Wort aussieht!
Warum sollte die Aussprache von Public Viewing schwieriger sein als die von Champagner oder Gnocchi (Njocki) - beides gem. VDS-Doktrin Deutsch, weil kein Denglisch???
OK, Olli Kahn sprach in Südafrika immer noch vom Paplik Fjuing - aber der hatte auch einen Halbtagestrip ans Kap Hoorn (!) unternommen. Und manche sagen halt 'Gnotschi'. Na und? Man weiß, was gemeint ist.

Im VDS-Forum gibt es übrigens schöne Beispiele dafür, dass auch 'urdeutsche Wörter' i.d.R. anders artikuliert als geschrieben werden: Sempf, fümpf, bewerbm, gesprochng. Richtige Erkenntnis:
"...anzunehmen, dass eine Rechtschreibung dazu dient, dass man Wörter richtig ausspricht, ist Humbug."

Letztes Beispiel für gleichermaßen egozentrische wie widersprüchliche Rechtschreibauffassung:
"In vielen Zeitungen wird ein "C" benutzt, obwohl ein "Z" oder ein "K" korrekt wären. So schrieb das "Hamburger Abendblatt": "Daniela aus Californien ist auf mehreren Plakaten in der Stadt zu sehen". Richtig wäre Kalifornien. Hier vertreten durch die Stadt San Francisco." (Welt Online, zitiert im VDS-Forum).
Also eigentlich heißt der Staat California. Und wenn schon "alberne" und "überflüssige" Verdeutschung, dann bitte auch 'San Franzisko' oder 'besser' noch 'Sankt Franziskus'! Wieder mal zu kurz genörgelt!
Fazit: Die These, im Deutschen (minus Denglisch) würden Schreibung und Aussprache mehr als in anderen Sprachen übereinstimmen, ist nur eine weitere Albernheit aus dem sprachchauvinistischen Paralleluniversum. Andere Sprachen sind nicht deshalb schlechter, weil sie nicht am deutschen 'Schreibungs- und Lautungswesen' genesen. Phonetische Schreibung ist pure Fiktion.
Bei solch geistigem Tiefstflug wundert es auch nicht mehr, wenn der Überblick völlig verlorengeht und der simple Allradantrieb als Denglisch gebrandmarkt wird. Tipps für noch mehr Phobie: Auch Allmächtiger, Weltall und die Demoskopie aus Allensbach sind bestimmt übelstes Denglisch - von meinem Nachnamen (Allers) ganz zu ... Mist, jetzt habe ich mich endgültig als Agent des Sprachimperialismus geoutet ... ;o)
  27.11.2010 - Exemplarisch: Drive-in Confusion in Halle a.d. Sale Saale

P.S. (13.09.11):
Anscheinend liest der VDS Halle dieses Blog und ist begrenzt lernfähig, d.h. er hat zwar immer noch putzige Ideen, aber die hier rezensierte Passage / Zielsetzung findet sich dort nicht mehr. Vielleicht war auch nur der Server-Space beim Webhoster "Galerieverlag Mitteldeutschland" knapp; eigenen Webspace kann man sich anscheinend nicht leisten.

Neue Erkenntnis im Zuge der Recherchen zu Verstehen Sie das?:
Es gibt in puncto dummdreister Wortverhunzung als Basis für unredliche Argumentation, künstliche Aufregung und peinliche Wichtigtuerei tatsächlich Schlimmeres als den VDS - den VDS, Regionalgruppe 06, Halle (Saale)! Eigentlich wollte ich nur ergründen, ob und wie man Sale mit Saale verwechseln kann, und dann das ...

)!

Falls Sie sich das Original antun wollen: Auf der verlinkten Seite runterscrollen!
Die roten Unterstreichungen sind von mir; kommentiert von oben nach unten.

OK, der VDS Halle (VDSH) wünscht also ein unverständliches Service-Angebot, denn dieses mahnt er an.
Tja ja ... deutsch Sprak, schwer Sprak, und das ganz ohne Denglisch.

an|mah|nen ‹sw. V.; hat›: eine Verpflichtung o. Ä. mündlich od. schriftlich in Erinnerung bringen: eine Ratenzahlung, ein ausgeliehenes Buch a.

Zum Glück tut die Volksbank dem VDSH den Gefallen nicht. Ich habe selten ein verständlicheres Plakat gesehen. Abgesehen vom 'corpus delicti' ist alles wunderbar un-denglisch erklärt, genauso wie auf Seite 2 des zugehörigen Flyers.

Nun zum einzigen Anglizismus:
Zuerst wird richtig zitiert: "drive-in cash ...". Warum dies in der englischen Sprache eine "völlig unverständliche Bezeichnung" sein soll, bleibt zunächst völlig unverständlich. Also wird 'nachgeholfen' und mithilfe eines "Deppenleerzeichens" einfach etwas ganz anderes geschrieben: "drive in cash". Dies wird wie üblich sinnlos anhand des ersten Dictionary-Eintrags => Subst. 'übersetzt', und schon lässt sich trefflich Betroffenheit über diese Eigenkreation heucheln.
Mit Kleinigkeiten wie einem Binde-Strich gibt sich ein wahrer Sprachexperte schließlich nicht ab.

Und ja, es geht auch auf Deutsch: "Scheine im Vorbeifahren" lautet die Überschrift. Sehr schön, bloß leider zu "aufgebläht" und deshalb nicht besser, denn es hätte in derselben Schriftgröße nicht aufs Schild gepasst. Eine - Achtung, Fremdwort! - konstruktive Alternative hat der VDSH offensichtlich nicht gefunden und vermutlich auch nicht gesucht.

Im übrigen könnten auch lustige Kringel unter dem Bildchen stehen; s. gefaketes Georgisch. Die visuelle Information reicht völlig aus - oder sollte es sich doch um eine Mautstelle handeln? Schließlich versteht der deutsche Kunde ja den Zusammenhang mit der Bank nicht, denn dabei handelt es sich wiederum um bösartigstes, sprachzersetzendes Denglisch. ;o)

Und abermals ja, in D'land wird die deutsche Sprache gesprochen. Drive-in und Cash sind als Lehnwörter Bestandteile derselben. Das einzige Problem daran ist und bleibt, dass der VDS eines daraus macht.

Übersetzungshilfe für Denglisch4ever!-Leser: Die korrekte Übersetzung der VDS-Floskel "Es ist erwiesen ..." lautet bekanntlich: 'Es ist völlig unerwiesen oder nachweislich falsch'. So auch der letzte Absatz der Sprachhelden (s.o.). Seriöse Quellen haben dagegen ermittelt:

"Etwa zwei Drittel der Bevölkerung glauben, Englisch zumindest 'einigermaßen gut' zu sprechen und zu verstehen." - Gesellschaft für deutsche Sprache, IfD Allensbach

'Glauben' heißt zwar nicht 'wissen', aber wenn diese zwei Drittel solch simple VDS-Kulturverfallsindikatorvokabeln wie drive-in cash nicht verstünden, gäbe es wohl den Glauben nicht.

Jedenfalls sollen laut unbestätigten Gerüchten schon mehrere Kunden ohne abgeschlossenes Anglistikstudium das drive-in cash der Volksbank Halle genutzt haben. Das Volk weigert sich dreist, es nicht zu verstehen!
Da tut doch mehr Nörgelei am unbotmäßigen Volk dringend not! Bloß würde diese erst recht von niemandem verstanden. Da nämlich gem. der VDS-Naturgesetze ein einziger Denglisch-Begriff ausreicht, um eine Gesamtaussage "unverständlich" zu machen (s.o.), ist die Website des VDSH "unverständlich":

  21.11.2010 - Special:           Persönlichkeitstest: Sind Sie ein Hardcore-DeGe?
Stellen Sie sich bitte folgendes vor:

Eines Tages machen Sie eine schreckliche Entdeckung: Ihr über alles geliebter Hund - nennen wir ihn Fido - ist sterbenskrank! Die glasklaren Symptome, allerdings nur für Sie als ständig besorgtes Herrchen erkennbar: Er ist zwar von derselben Rasse, aber 3 cm größer als der Hund, den Sie vor 25 Jahren hatten, sein Fell ist etwas anders gescheckt, und irgendwie bellt er auch so komisch:
Bei jedem 100. Mal klingt es für Ihr feines Ohr eher wie wow-wow statt wau-wau!

Könnte das am berüchtigten Symptomatic Deficiency Virus (SDV) liegen, das anno 1945 in einem CARE-Paket nach Deutschland eingeschleppt wurde, in Wirklichkeit 'öffentliche Aufbahrung' heißt und mittlerweile alle genuin deutschen Viren verdrängt hat? Sie fragen Ihre Frau und sämtliche Nachbarn, ob denen Fidos körperlicher Verfall nicht ebenfalls auffällt. Diese verneinen, haben allerdings auch keine Ahnung von Hunden. Derweil tollt Fido putzmunter herum wie eh und je ...

Sie verbringen eine schlaflose Nacht. Dann schnappen Sie sich Fido und suchen den besten Tierarzt der Stadt auf. Der stellt nichts fest - welch ein Ignorant! Danach tollt Fido putzmunter herum wie eh und je ...

Aber er muss doch krank sein! Sie können das schließlich beurteilen, denn Sie haben Jahrzehnte lang als Friedhofsgärtner gearbeitet, kennen sich also mit Biologie aus wie kein anderer - und außerdem wäre Ihr Rentneralltag ohne etwas Melodramatik füchterlich langweilig! Also wickeln Sie Fido fürsorglich fest in Ihren alten Wehrmachtsmantel ein, sperren ihn zu seinem eigenen Schutz in den Keller und verabreichen ihm eine strikt homoapathische Vegan-Diät. Das erste Mal in seinem langen Hundeleben tollt Fido nicht mehr ganz so putzmunter herum ...

Jedoch - er gesundet auch nicht wirklich, d.h. er sieht immer noch nicht so aus und bellt nicht so wie sein Großvater vor 25 Jahren! Dabei tun Sie doch wirklich alles, um Ihren Liebling vor dem Killervirus zu schützen! Wenn Sie damit täglich Ihren Nachbarn sowie dem Feuilleton-Redakteur der Lokalzeitung in den Ohren liegen, nicken diese mitleidig und bemerken des öfteren "Der arme Hund ...". Hinter Ihrem Rücken heißt es dann allerdings: "... bei dem Herrchen!".

Verzweifelt klappern sie die besten Tierärzte der ganzen Region ab, deren Diagnosen normalerweise über jeden Zweifel erhaben sind. Alle finden nichts ernsthaftes, empfehlen aber dringend mehr Auslauf an der frischen Luft und täglich eine Portion Fleisch für Fido. Sie geraten außer sich, beschimpfen die Doktoren als 'einfältige Pfuscher' und 'rohe Tierquäler' - und ärgern sich noch mehr über die prompt folgenden Hausverbote.

Erst der allerletzte und allerbeste Kleintierveterinär, die Koryphäe im ganzen Lande, erklärt Ihnen mit wahrer Engelsgeduld: "Fido ist wirklich kerngesund! Ihm fehlt nichts außer ein bisschen Freiheit. Das vermeintliche Killervirus ist eine ganz normale Mutation, wie sie bei jeder Rasse zu jeder Zeit vorgekommen ist."
Wie reagieren Sie?
  1. Sie haben es endlich verstanden, sind überglücklich und freuen sich tierisch auf noch viele gemeinsame Jahre mit Fido.

  2. Sie sind zunächst unglücklich, dass niemand Ihre apokalyptische Vision teilen will. Sie schreiben an den Bundestagspräsidenten: Im Grundgesetz müsse doch stehen, dass sicherheitshalber bundesweit alle Hunde einzusperren sowie alle CARE-Pakete nach Amerika zurückzuschicken seien!
    Derweil siecht Fido in seinem Kellerverlies dahin und stirbt nach vier Monaten.
    Na also! Doch Recht gehabt! Sie sind endlich wieder glücklich!
Die Auswertung dieses kleinen Psychotests überlasse ich Ihnen.
Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen und Ereignissen sind rein zufällig beabsichtigt.
  27.10.2010 - Exemplarisch: Lichtblick ins Schwarze Loch
Bekanntlich hält der VDS willfährige Deutschtümelei für "Lichtblicke", und mit Denglisch werden Deutsche "vom Verständnis ausgeschlossen". Nun lese ich auf der Lichtblickseite => Juni (2010):

"Produkte heißen dort Schiffsbrot, Hausfrauentunke, Sanddornturm oder Bernsteinzucker."

... und fühle mich vom Verständnis total ausgeschlossen bzw. blicke in ein Schwarzes (Sprach-)Loch, gegen das kein Licht den Hauch einer Chance hat.

1. "Schiffsbrot" finde ich im Online-Duden nicht. Die Alternative 'Schiffsboot' kann man erst recht nicht essen. Also hurtig gegoogelt: Aaah ja, 2.380 Hits. Das ist nach Google-Maßstäben nicht wirklich viel. Und welchen "verdrängenden" Denglisch-Begriff soll das verdrängen? Auch in den meisten Dictionaries wird man nicht fündig, außer in dict.cc: soft tack. Bloß gibt es das im Zusammenhang mit Brot o.ä. auf deutsch(sprachig)en Sites ebenfalls nicht.

2. "Hausfrauentunke"? Klar, 'Sauce' - obwohl kein Denglisch - wäre "modisches Getue". Verkneifen wir uns auch den Kalauer, dass Tomatentunke aus Tomaten gemacht wird. Jedenfalls: Hausfrauentunke kennt der Duden wiederum gar nicht und das Web ganze 87mal, also so gut wie gar nicht. Ein Denglisch-"Imponierwort" ist abermals nicht in Sicht. Dabei ist diese teutsche Tunke zwar immer noch besser als 'braune Soße', aber dermaßen "nichtssagend" und "ungenau", dass sie dringend durch Denglisch ersetzt werden sollte!

3. "Sanddornturm"? Duden: nichts, nothing, niente, nada, niets! Web: 4 Hits, wenn man die VDS-Lobhudelei ausklammert. Kleine Anregung für die Propagandisten sinnfreier (aber) deutscher Wörter: Pfefferminzpagode, Hagebuttenhochhaus und Baldrianbergfried harren sehnlichst ihrer Erfindung!

4. "Bernsteinzucker": Hier schwant einem wenigstens, was überhaupt eingedeutscht werden soll: Kandis(zucker). Blöd nur, dass Kandis "aus dem Persischen ins Arabische über das Italienische ins Deutsche übernommen" wurde - lange bevor US-Imperialisten sich erfrechten, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Aber wir kennen ja die VDS-'Logik': Es ist schon deshalb Denglisch, weil unsere anglophonen Freunde es als candy ebenfalls übernommen (und die Bedeutung erweitert) haben!

Nun zum Dessert des exotischen Menüs: Auf der Online-Shop-Startseite des Jungborn-Versands findet man (sich sofort zurecht): Home, Login, Shop, Newsletter, Items, Show per page, Blog sowie Aboservice. EIJEIJEIJEIJEI!!! Da ist der Denglisch-Exorzismus aber irgendwo zwischen Katalog und Netz entweder mutwillig gecancelt worden oder übel gecrasht! Wussten Sie übrigens, dass man in Katalogen aus Papier schon deshalb kein Login findet, weil man sich dort nicht einloggen muss?

Fazit:
Denglisch, das es nie gab, wird durch Deutsch, das keiner kennt, nicht wirklich ersetzt.
Denglisch, das es gibt, wird aus gutem Grund schon gar nicht ersetzt.
Wahre Meilensteine in der Geschichte der "Sprachpflege" und der VDS-Volksvera ... lberung!
  24.10.2010 - Exemplarisch: Sprachliebe nach Art des DeGe
Sorry, liebe Leser; eigentlich wollte ich die grundsätzliche Analyse der Denglisch-Panikmache fortführen. Aber man stolpert schneller über Kuriositäten als man schreiben kann. Deshalb jetzt sozusagen das Kontrast-Programm zum RTL-Deutsch-Diktat (s. 23.10.2010): "Der große BILD-Test - Lieben Sie die deutsche Sprache?"

Mein Ergebnis: Ja, ich liebe die deutsche Sprache!  heart
Eigentlich wusste ich das schon immer, aber die Bestätigung samt "Glückwunsch" durch den großen Vorsitzenden mit der geballten Sprachautorität eines Statistik-Professors treibt mein kulturelles Selbstwertgefühl in ungeahnte Höhen.

Ich habe 17 von 20 Fragen richtig beantwortet. Falsch waren zwei Rateversuche über das Ende von Gedichten, mit denen man mich in der Schule nicht gelangweilt hat. Und in China ist schon wieder ein Sack Reis umgefallen.
Peinlich ist allerdings der Fehler 'gewunken' statt 'gewinkt' - fragt sich nur, für wen! OK, in meiner Sprachsozialisation gab es offensichtlich einen Bug; den habe ich jetzt gefixt. Aber wie peinlich ist es erst, eine Sprache, die voller willkürlicher Ungereimtheiten ist, für die alles Überragende zu halten? Nicht nur die überflüssigen geschlechtsabhängigen Artikel (der, die das), sondern auch die chaotische Konjugation von Verben lässt vollstes Verständnis für Ausländer aufkommen, die lieber Englisch als Deutsch lernen. Warum heißt es 'gesunken' und 'getrunken', jedoch 'gewinkt' und 'geblinkt'? Der Verweis auf das ebenfalls unterschiedliche Imperfekt ist keine gültige Antwort!

Trotz dieser Macken: Ich liebe die deutsche Sprache - aber nicht die von 1810, sondern die, mit der ich zusammenlebe, also die von heute! Wer hat schon gern eine 200-jährige Geliebte? Die Sprachliebe anhand eines Tests zu ermitteln, der zu 25% nach Lyrik von anno tobak plus dem urigen "Gemächt" fragt, dünkt mich eine rechte Torheit!

OK, unser heutiges Deutsch ist für DeGe voller Denglisch-Macken und wird deshalb mit Liebesentzug gestraft. DeGe lieben Sprache anscheinend nur dann, wenn sie in ihren Augen perfekt, d.h. irgendwann vor 1985 entstanden ist - oder wenn das, was an der Geliebten nicht passt, per Sprachgesetz passend gemacht wird. Ein gar merkwürdiges Verständnis von Liebe, über das unser Geheimrat nur den Kopf geschüttelt hätte:

"Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält."
(Goethe, Maximen und Reflexionen, Aus Kunst und Altertum, 1824)

Zum Schluss noch etwas Sprachpädagogik à la VDS (s. Ergebnisauswertung):

"Mehr als 6 Fehler: Öfter mal ein Buch von Goethe lesen oder einen Gedichtband von Rilke"

Genau! Und dann beim Fünftklässler-Deutschdiktat des Kultursenders RTL durchfallen, weil man den deutschen Wortschatz von 2010 nicht beherrscht (s.u.)! Alternativ kann man auch an der Haltestelle auf einen Bus aus dem Jahre 1799 warten und sich wundern, dass man nie ans Ziel kommt.

Mein Rat als Kulturbanause: Lesen Sie besser die Times als Rilke; das bringt mehr!
  23.10.2010 - Reingezappt:   Frau van Bergens Gespür für Deutsch (RTL)
Manchmal bietet sogar RTL Highlights tragikkomischer Sprachver(w)irrung - z.B. in der Gameshow 'Alt gegen Jung': ein Ü60- gegen ein U30-Team.
Aufgabe: ein Deutsch-Diktat, in welchem die 'exotischen' Anglizismen Spam und Outlook vorkamen. Der 'Lehrer' las Spam mit wirklich überdeutlicher Zeitlupen-Aussprache mehrmals vor: S-p-a-m. Der einzige Laut von vieren, den die Ü60-'Schüler' evtl. nicht aus ihrer Kindheit kannten, ist natürlich der Vokal. Hätte also jemand 'Spä(h)m' geschrieben, gäbe es keinen Anlass zur Häme.
Geschrieben wurde jedoch u.a. 'Schperm' (naja ...) und 'Perms'. Letzteres deutet wohl eher auf eine grundsätzliche Rechtschreibschwäche oder einen gravierenden Hörschaden hin als auf fehlende Denglischkenntnisse.

Trotzdem war klar, was kommen musste. Ingrid van Bergen, die an dem Diktat nicht teilgenommen hatte, verfiel in exaltiertes Genörgel: Spam und Outlook sei ja gar kein Deutsch! Ich weiß nicht, ob die Dame offiziell als VDS-Propagandistin an der Show teilnahm. Vielleicht war sie auch als Undercover-Agentin eingeschleust worden, so wie Denglisch unter dem Tarnmantel visueller Werbebotschaften angeblich unser kulturelles Unterbewusstsein unterwandert?

Egal. Die eigentlichen Fragen sind:
  1. Wieviel geistige Trägheit ist vonnöten, um Wörter, die seit mindestens zehn Jahren voll ins Deutsche integriert sind, im Falle Spam immer wieder in allen Medien erscheinen und täglich millionenfach von deutschen Muttersprachlern benutzt werden, als 'nicht deutsch' zu klassifizieren?!?
  2. Ist nicht dieses ewige Geseiere über 'deutsch oder nicht-deutsch' auch eine Art von Spam?
Trotz dieser Ausnahme bleibe ich dabei, dass Frauen in der Regel mit mehr Sprachvernunft gesegnet sind. VDS-Männer dürfen jetzt auswürfeln, welch einzig wahre Bedeutung wohl 'in der Regel' haben mag. Der Kontext ist wie üblich außer Acht zu lassen; s. Eintrag vom 16.10.2010.
  16.10.2010 - Grundsätzlich: 1. DeGe und Kontext - zwei Welten prallen aufeinander
Beispiele für kuriose DeGe-Sprachinterpretation gibt es mittlerweile hier und in den Denglisch-Top-10 schon einige. Betrachten wir ab jetzt die sonderbare 'Logik' der DeGe etwas systematischer und analysieren deren immer gleiche und immer gleich falsche Argumentationsmuster.

Wir wissen, dass die gebetsmühlenartig wiederholte Aussage "Public Viewing heißt öffentliche Aufbahrung" falsch ist - weil sie zwar eine korrekte Übersetzung widergibt, aber alle anderen verschweigt. Schon die abstrakte Aussage 'A heißt B' ist oftmals falsch und zeugt von massivem Sprachunverständnis. Sprache ist keine Mathematik. Es gibt keine allgemeingültige Gleichung '1 Wort = 1 Bedeutung = 1 Übersetzung'.

Die Realität sieht vielmehr so aus, wie sie der Linguist Anatol Stefanowitsch im Bremer Sprachblog aufzeigt:


 Click to enlarge!

Schon diese Darstellung zeigt: Wörter ohne Kontext sind fuzzy! Bleiben wir bei fuzzy, für das es in seiner abstrakten Bedeutung m.E. keine 100%ig deckungsgleiche Übersetzung gibt (deshalb benutzt man es ja). Von den zehn angegebenen Bedeutungen kommt 'unscharf, verschwommen' dem Sinn der Aussage noch am nächsten. Ein DeGe würde nun im krampfhaften Bemühen, 'falsches Englisch' nachzuweisen, den Kontext ausblenden, 'struppig' als one & only-Übersetzung herausklauben und folgerichtig 'Sprache ist struppig' als unsinnige Behauptung abtun. Vgl. Public Viewing, Blockbuster und Baby Shooting. Naja, immerhin ist struppige Sprache nicht "makaber". :o)

To issue für sich allein hat vielfältige Bedeutungen. DeGe würden es als "ungenau" verteufeln. Nun gehört zu einem transitiven Verb aber ein Objekt. Und siehe da: bei to issue a passport, to issue bonds, to issue instructions ist das Verb sehr klar und eindeutig - dank Kontext auf engstem Raum. Public viewing at the Guggenheim Museum ist ebenfalls sehr klar und eindeutig keine Aufbahrung, auch nicht "im amerikanischen Sprachgebrauch".

Im folgenden Beispiel schwant einem DeGe immerhin, dass girl gar unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Warum seine Ausführungen trotzdem völlig unsinnig sind, erkennen Sie kontext-sensitiviert jetzt mit Leichtigkeit. Tipps: Halten Sie sich auch die Bedeutung von 'Mädchen / Mädel' in verschiedenen Zusammenhängen vor Augen! Registrieren Sie das Eingeständnis, dass Girls' Day deutsch und nicht etwa denglisch ist! Und fragen Sie besser nicht nach dem Sinn von "Tochtertag"! Jungenbekleidung nennt man schließlich auch nicht Sohnbekleidung.




Fazit: Wörter aus dem Kontext zu reißen, ist keine seriöse Sprachbetrachtung. Denn isolierte, willkürliche Übersetzungen machen keinen Sinn.
  09.10.2010 - Exemplarisch: Deutsch ins Grundgesetz
DeGe-Forderung, exemplarisch für 'viel Wind um nichts'. Nur zu - blinder Aktionismus ist schließlich durch kein Gesetz der BRD verboten! Gegenüber den Auswirkungen einer grundgesetzlich verankerten Amtssprache Deutsch wäre allerdings ein umgefallener Sack Reis in China ein geradezu epochales Ereignis. Denn die Amts- und Gerichtssprache der BRD ist schon immer Deutsch gewesen, siehe diverse Gesetze. In der Tat - auch mein letztes 'Knöllchen' war wie gewohnt in astreinem Amtsdeutsch verfasst - ohne ein einziges auflockerndes Denglisch-Wörtchen!

Ein entspr. GG-Artikel hätte jedenfalls keinerlei bindende Wirkung auf die Werbung, die sonstige Wirtschaft, das Internet und die EU, die 'Brutstätten' des Denglisch. DeGe wissen das vermutlich, genauso wie sie wissen, dass man Wörterbucheinträge bis zum Ende lesen kann. Aber anscheinend wollen sie ihre Mitbürger nicht nur sprachlich, sondern auch juristisch hinters Licht führen, um sich als politisch tatkräftige Kampfer für ihr Anliegen zu profilieren. Naja ... solange niemand merkt, dass dies bloßes "Imponiergehabe" ist ...

Übrigens: Nicht mal die Verfassung der USA, des sprachimperialistischen Reichs des Bösen, enthält eine entspr. Regelung.
Surftipp: Reich-Ranickis Kommentar
  07.10.2010 - Exemplarisch: Baby Shooting
Es wird noch ein wenig dauern, die zahllosen, chaotischen Widersprüchlichkeiten auf VDS-Seiten grundsätzlich und systematisch abzuhandeln. Deshalb als Appetizer eine der manipulativen Falschbehauptungen:



Man weiß ja nicht, welche Ausgabe des Webster's zitiert wurde, und ob dies vollständig geschehen ist.
Im Online-Merriam-Webster steht jedenfalls auch:



Übersichtlicher ist auch hierzu dict.cc.

"Die vergebliche Suche auf englischsprachigen Google-Seiten" oder besser: die Suche im gesamten Internet mithilfe von Google brachte bei mir folgendes Ergebnis:
"baby shooting".
Aha ... baby shooting gibt es also nicht in der engl. Sprache - und das immerhin ca. 59.000mal allein im Web! Falsche Ergebnisse wie "My baby shooting my ruger .357 magnum" dürfen Sie gerne abziehen; es bleiben genug richtige.

Um hier nicht Halbwahrheiten mit Halbwahrheiten zu beantworten: photo shoot ist geläufiger als photo shooting. Leicht überwiegend beziehen sich die Ergebnisse tatsächlich auf die verabscheuungswürdige Tötung von Kleinkindern. Aber schon die Fotos animieren zur eingegrenzten Suche. Man findet ca. 21.000 "erschossene" Babies, von denen die Mehrzahl wahrscheinlich noch quicklebendig ist, so wie die kleine Emma, auch wenn sie laut VDS-Doktrin gerade in einen Pistolenlauf blickt.

Und ja, Google-Ergebnisse sind immer ungenau. Auch bei der Suche ... +photo gibt es ein paar Mordfälle und Seiten aus dem dt. Sprachraum. Auch ist eine 5-stellige Trefferanzahl nach Google-Maßstäben eher niedrig, und die Zahlen - nicht die Größenordnungen! - variieren von Tag zu Tag. Aber dass im englischen Sprachraum ein baby shooting immer mortal endet, ist hiermit zum Glück nachweislich widerlegt. Wer leidet hier also unter "miserabler Kenntnis des Englischen"?

Gerade mailte mir ein US-Amerikaner auf meine Frage nach der Bedeutung von baby shooting:
"Mostly refers to photographic endeavors, but is also used in news print to report infant murders."
Übrigens sind alle Emails mit Zitaten meiner muttersprachlichen 'Informanten' bei mir erhältlich.

Fazit:
Anhand eines einzigen Begriffs haben wir das fast das gesamte, immer gleiche, unseriöse Repertoire der DeGe-'Argumentation' kennengelernt:
 Platte Lüge: baby shooting gibt es in der engl. Sprache nicht.
 Halbwahrheit: Was beim 'selektiven' Zitieren von Wörterbucheinträgen
    nicht "makaber" genug ist, wird unterschlagen.
 Inkonsequenz auf Basis der Halbwahrheit: "makaber" wäre auch die Sache mit dem Kreuz.
 Unbewiesene Behauptung: Aussage von Muttersprachlern.
 Unverschämtheit: "miserable Kenntnis des Englischen".

Achten Sie mal bei anderen DeGe-Artikeln darauf!